Einige Titel werden von anderen Lesern immer so einstimmig gut bewertet, dass man früher oder später einfach Lust bekommen muss, diese Bücher zu lesen. Besonders dann, wenn der Klappentext nicht dagegen spricht...Das ein oder andere Mal rennt man dadurch jedoch auf eine ganz große Enttäuschung zu..
Inhalt:
Die Studentin Eleria lebt in einer in einer dunklen Zukunftswelt, derer einige schlimme Umweltkatastrophen auf der Erde voran gegangen sind. Sie fühlt sich jedoch in ihrer Sphäre, die extra geschaffen wurde, um das Überleben in einer eisigen Landschaft besser zu ermöglichen, sehr sicher. Bis sie eines Tages plötzlich bezichtigt wird, ihr Zuhause an Rebellen verraten zu haben.
Mistys Meinung:
Um etwas mit dem Titel zu witzeln...auch ich fühle mich
verraten. Und zwar sowohl vom Klappentext, als auch von der Genrebeschreibung, die das Buch den Auftakt zu einer "Thriller-Trilogie" heißt. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass es sich bei dem Buch um einen dystopischen Roman handelt. Von mir aus um einen dystopischen THRILLER, wenn dieses Wort nun schon den Einband zieren muss. Eigentlich kann dieses Buch ja wirklich nichts dafür, dass ich Dystopien in den meisten Fällen nicht mag, allerdings präsentierte es mir mit so großer Genauigkeit alle Mängel, die ich an Dystopien sooft finde, dass ich nicht umhin kann meine Abneinung an diesem Buch aufzuzeigen.
Eine fiktive Welt muss nicht möglichst nahe unserer Realität gebaut sein, ich muss diese Welt nur glauben können. Dabei es mir gleichgültig, ob es sich dabei um Mittelerde, Westeros oder Galatica 11 auf dem Planeten Quozifobos handelt. Die erschaffene Welt muss lediglich in sich stimmig sein. Dass es leichter ist eine zum Großteil auf unserem Mittelalter basierende Welt mit Fantasy-Elementen zu bauen, also eine zukünfte Welt, die voller Elemente ist, die es noch nicht gegeben hat, ist klar. Da bleibt der menschlichen Phantasie nunmal nichts anderes übrig, als sie aus breits bekannten Teilen zusammen zu bauen. Akzeptiere ich. Dabei funktionieren für mich jedoch meistens nur die wirklich hoch technologisierten Zunkunftsversionen, die man gerade in modernen Science-Fiction Filmen geboten bekommt, andere Ideen wirken dagegen einfach nur farblos.
So wie in diesem Buch. Ja, die wenig technologisierte Welt von Eleria lässt sich dadurch erklären, dass die Menschheit aufgrund einer weltweiten Katastrophe ja quasi in der Entwicklung zurück geworfen wurde. Gut. Wie kommt es jedoch dann, dass die Bewohner der Glaskuppeln medizinisch soweit fortgeschritten sind, dass ein Großteil ihrer Bewohner aus Reagenzgläsern und künstlichen Gebärmüttern entsteht, andererseits vollkommen von den Socken sind, wenn sie mit einer Wärmebildkamera konfrontiert sind? Zudem verfügen sie über Bibliotheken, deren Bücher weit in die heutige Zeit zurückreichen. Das Wissen, dass es zu Beginn des 21.Jahrhunderts SmartPhones etc. gegeben hat, ist also vorhanden. Trotzdem tragen alle Bewohner kleine Geräte namens Salvatoren am Arm, die piepen und flackern (ehrlich gesagt scheinen mir die Teile die Leistung eines Tamagochis zu haben) und die Protagonisten sind vollkommen aus dem Häuschen, als sie erfahren, dass man damit kurze Nachrichten versenden kann...
Eleria...die Hauptfigur, hat ihren Namen von Ariadne und Eleonore von Aquitanien bekommen, so wie die meisten Figuren Namen berühmter Wissenschaftler tragen. Natürlich nur jener, die im 21. Jahrhundert bereits bekannt waren...hundert, oder wieviele Jahre auch immer später gab es wohl keine begabten Persönlichkeiten mehr...es wurden ja auch lediglich künstliche Gebärmütter entwickelt...es werden zumindest keine Namen erwähnt, was bei mir wieder ordentlich auf die Logikbongos klopft. Abgesehen davon...Eleria, Dantorian, Curvelli, Grauko...ich kenne ja diese Autorenkrankheit, dass Protagonisten immer irgendwelche zusammengestopselten Namen tragen müssen, aber ernsthaft...es funktionieren auch Figuren mit gewöhnlichen Namen, man muss sie dafür nicht vorher durch die Wurstpresse werfen!
Das ist natürlich eine lächerliche Kleinigkeit, aber da die ganze Welt für mich einfach nicht stimmig war, haben mich diese Namen einfach zusätzlich genervt. Zudem da die Protagonisten dafür, dass schon ihre Umwelt viel zu wenig hergibt wirklich mehr Interesse bei mir hätten wecken sollen. Stattdessen waren sie für mich fast ebenso ungreifbar wie der restliche Inhalt des Buches. Dafür jedoch mit haufenweisen fachspezifischen Eigenschaften vollgestopft. Eleria beherrscht übrigens 19 Sprachen, 12 davon kann sie auch fließend sprechen...Die Figur ist 18 Jahre alt...ja, sie lebt in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft....aber, aber...muss ich noch mehr sagen?
Fazit:
Für mich ausgesprochen farblose Ausarbeitung einer Zukunftsvision, die leider nicht durch authentische oder interessante Figuren erhellt werden kann. Meiner Meinung nach trägt dieses Buch auch parademäßig alle typischen, Dystopiemängel vor sich her.
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Titel: Die Verratenen
Autorin: Ursula Poznanski
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 461 Seiten