Inhalt:
Die 19-jährige Schülerin Esther, die ihr bisheriges Leben stets emsig und strebsam ihre schulischen Ziele verfolgte, verfällt -ihrem neuem Leben ausgesetzt- einer schweren Depression. Die Ursachen finden sich keineswegs individuell sondern vielmehr gesellschaftlich begründet. Ihren Krankheitsverlauf beschreibt sie dabei auf anschauliche Art und Weise.
Mistys Meinung:
Seit Jahren, Jahren, Jahren, Jahren habe ich dieses Buch bereits auf meiner "MUSS!"-Leseliste und doch habe ich es erst in meiner diesjährigen Klassiker-Phase erst geschafft es überhaupt einmal zu besorgen. Einmal in Händen hatte ich es dafür dann innerhalb von zwei Tagen -trotz normaler Arbeitszeit- ausgelesen. Eigentlich zieht es mich immer wieder sehr stark zu solch interessanter aber natürlich auch sehr schwerer Frauenliteratur (da ich ja auch sehr von Bachmann, Mitgutsch, Brigitte Schwaiger angezogen fühle).
Lesern genannter Autorinnen kann ich dieses Büchlein auf jeden Fall auch empfehlen. Ich persönlich muss zwar psychisch in guter Verfassung sein, dass ich eine solche Erzählung vertrage, wenn dies der Fall ist werde ich von vielen Passagen enorm angesprochen.Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, habe ich kein Interesse Werke klassischer Literatur literaturwissenschaftlich aufzuschlüsseln, ich möchte lediglich darlegen, wie sie auf mich individuell gewirkt haben. So fand ich diesen Roman in vielen Strecken aufgrund der angesprochenen schweren Depression und den Schwierigkeiten der Hauptfigur mit ihrem "Frausein" sehr beklemmend, aber genau dieses Gefühl soll eine solche Lektrüe für mich auch auslösen. So erlag ich schon häufig der Annahme ab dem Jahre 1950 wäre es für die Frauen in unserer Gesellschaft schon längst bergauf gegangen -was faktisch so natürlich auch stimmt-, aber gerade Bücher wie diese legen einem sehr offen, dass es weiterhin einen enormen Konflikt zwischen Selbstverwirklichung und Anpassung gegeben hat. Dieser Umstand mag sich im Laufe der Jahrzehnte dank der vielen feministischen Strömungen abgeschwächt haben, jedoch besteht diese Schwierigkeit in meinen Augen bis heute.
So fällt es mir überhaupt nicht schwer, mich in vielen Überlegungen und Stimmungen von Esther selbst zu finden und mir Probleme vor Augen zu rufen, die ich im Laufe des Erwachsenwerdens mittlerweile eigentlich schon hingenommen hatte. Neben den Schwierigkeiten der weiblichen Selbstfindung -bzw. möglicherweise als darauffolgendes Resultat- nimmt das Thema Depression einen Großteil der Geschichte ein. Gerade wegen der damligen Verhältnisse (das Buch wurde 1963 erstveröffentlicht) wird diese Thematik umso spannender. Mir die damligen Nervenheilanstalten inklusive der Behandlungsmethoden wie Elektroschocks und des Schreckenwortes Lobotomie vorzustellen jagte mir wirklich Schauer über den Rücken.
Plath konnte mich mit ihrer distanzierten, genauen Schreibweise eigentlich ideal an ihre weibliche Hauptfigur heran führen und erinnerte mich im Stil sehr an die Figuren von Brigitte Schwaiger. Diese unglücklichen und zugleich so phlegmatischen Charaktere der Weltliteratur finde ich für sich einfach ebenso faszinierend wie tragisch. Dass die Autorin sich kurz nach Erscheinen ihres Buches das Leben nahm finde ich für die Lektüre dieses Buches auch alles andere als unerheblich. Allerdings sollte ein jeder Leser selbst entscheiden, wie sehr ihn dies beeinflussen möchte.
Wenngleich im Laufe der Jahre nun sowohl in Bezug auf Depressionen, als auch dem Feminismus viele Schritte in die richtige Richtung erfolgt sind, zeigt mir dieses Buch trotzdem -gerade weil ich mich sehr angesprochen fühlte- dass der Fortschritt in beiderlei Hinsicht beiweitem noch nicht abgeschlossen ist.
Fazit:
Ein wirklich schnell lesbarer, ausgesprochen wichtiger Roman, der natürlich sehr beklemmend wirkt, aber gerade damit unheimlich wichtige Themen darstellt.
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Titel: The Bell Jar
Autorin: Sylvia Plath
Verlag: faber and faber
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 234 Seiten