Inhalt:
Die junge, bisher sehr erfolgreiche Anwältin Samatha Kofer wird während einer wirtschaftlichen Krise von ihrem Arbeitgeber in New York gekündigt und sieht sich in der für sie verzweifelten Lage stattdessen vorrübergehend eine unbezahlte Praktikantenstelle anzunehmen. Als weitere große Umstellung kommt für sie dazu, dass ihr neuer Arbeitsplatz sich in Brady, einem kleinem Ort in den Bergen Virginias. Statt Großunternehmen sind ihre Mandanten "kleine" Leute, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Schnell schlägt sie sich auf deren Seite und beschließt gegen die rücksichtslosen Kohleunternehmen anzugehen, welche Land und Leute ausbeuten. Dabei gerät sie jedoch sehr schnell selbst ins Visier der gierigen Konzerne.
Mistys Meinung:
Ich habe bereits vor zehn Jahren John Grishams Roman Die Farm gelesen, das mir damals recht gut gefallen hat, damals ging ich jedoch noch in die Unterstufe des Gymnasiums, mein Leseerfahrungsschatz ist seither natürlich entsprechend gewachsen. Daher wollte ich diesen Autor mit diesem Buch nun von Neuem prüfen, um zu sehen ob ich ihn anklagen oder zum Lesegenuss freisprechen könnte.
Das Buch hat einen recht direkten Einstieg in das Geschehen und so fand ich mich sehr schnell in der Geschichte von Samatha Kofer wieder und hatte keinerlei Probleme damit in einen angenehmen Lesefluss zu kommen. Der Schreibstil des Autors ist -ähnlich wie ich ihn in Erinnerung habe- eher schlicht und gewöhnlich gehalten, doch bei einer solchen Geschichte, die inhaltlich etwas von einem Thriller hat ist das natürlich keineswegs störend. Lediglich manche Begriffe wirken bei einigen Passagen etwas unpassend und ungewöhnlich fröhlich bei einer Handlung, die in weiten Teilen ernst bleibt. Allerdings kann ich nicht sagen, ob dies dem Autor oder den Übersetzerinnen geschuldet ist.
Ebenfalls ein wenig platt fand ich die Hauptfiguren, insbesondere Samatha und deren Eltern. Die Protagonisten wirken etwas schablonenhaft und scheinen vor allem ihre Rolle bedienen zu müssen. Die Individualität bleibt dabei natürlich hinten an gestellt.
Nun jedoch zum positiven Teil, der für mich definitiv überwogen hat; die Geschichte über den gierigen Kohleabbau in den amerikanischen Appalachen mit all seinen Nachteilen für die ansässige Bevölkerung fand ich ebenso erschreckend wie interessant und man merkt die genaue Recherche des Autors. Dabei werden dank der Figuren, die hauptsächlich aus Anwälten bestehen, viele rechtliche Details und Schlupfwinkel beschrieben, welche die Handlung für mich recht spannend machten. Insofern konnte ich mich leicht damit abfinden, dass die Figuren ein wenig glanzlos ihre Rollen ausfüllen, da die Prozesse und verschlungenen Machtkämpfe der Unternehmen ohnehin im Vordergrund stehen.
Dabei spart Grisham nicht an unerwarteten Wendungen und kleineren Cliffhangs, welche mein Interesse an der Geschichte zusätzlich erhöhten. Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Buch gespikt mit sovielen rechtlichen Passage derart zusagen würde. Definitiv eine schnell zu lesende Geschichte für Zwischendurch.
Fazit:
Trotz der recht gewöhnlichen Figuren ein sehr interessantes Buch über rechtliche Schlupflöcher und das komplexe Vorgehen von Anwälten, die sich für die Menschlichkeit einsetzen.
Ich bedanke mich herzlich beim Heyne Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars!
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Titel: Anklage
Autor: John Grisham
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten