Inhalt:
Eigentlich möchte Will Graham, nachdem es ihm gelungen ist den Serien-Mörder Hannibal Lecter zu schnappen keine Fälle solcher Art mehr annehmen und zieht sich daher in Haus am Strand zurück. Als ein weiterer scheinbar wahnsinniger Mörder sein Unwesen treibt, um an Vollmondnächten ganze Familien zu ermorden erklärt sich Graham schließlich bereit bei den Ermittlungen zu helfen. Dabei gerät er jedoch selbst schnell in das Schussfeld des Mannes, der nach einem weiteren Mord an einem Journalisten bald als "Roter Drache" in den Medien bekannt wird.
Mistys Meinung:
Diese Reihe rund um Hannibal Lecter ist eine der wenigen Fälle, da ich die die Filme seit Jahren kenne und die Bücher erst noch "nachlesen" muss. Damit habe ich eigentlich sehr lange gewartet und erst kürzlich Das Schweigen der Lämmer von meinem SuB gekramt, welches ich gerade dank meiner guten Erinnerung an den Film sehr genießen konnte. Roter Drache hingegen habe ich soweit ich mich erinnern kann nur einmal gesehen und ich hatte die Handlung nurmehr sehr grob vor Augen und war mir bei Dingen auch nicht sicher, ob ich diese nicht mit anderen Filmen verwechselte.
Während des Lesens fielen mir viele Passagen und Wendungen wieder ein, was ich soweit eigentlich recht spannend fand, obwohl ich dadurch natürlich viele der Spannungshöhepunkte bereits vorraus sagen konnte. Trotzdem fieberte ich sehr mit den Figuren mit und konnte mich ehrlich gesagt gar nicht entscheiden, ob ich eher mit den Ermittlern oder dem Mörder sympathisieren sollte. Thomas Harris lässt den Leser nämlich von Beginn über Letzeren wissen und sorgt auch für viele Einblicke in dessen Persönlichkeit und schwierige Vergangenheit. Dadurch kommt man irgendwie gar nicht umhin sich zu wünschen, dass er nicht geschnappt wird.
Der Schreibstil ist wie auch in Das Schweigen der Lämmer soweit solide und dem Genre entsprechend kurz und prägnant, ohne poetische Ausschweifungen. Allerdings fielen mir in diesem Buch einige Tippfehler und vergessene Buchstaben auf, was ich immer ein wenig lästig finde. Recht interessant hingegen war es die mittlerweile doch recht überholten Ermittlungsmethoden -gerade im medizinischen Bereich- zu verfolgen und selbst als Laie erkennt welch riesige Fortschritte gemacht wurden. Das Buch erschien 1981 und es ist doch recht markant, dass viele Forgehensweisen des Täters heute nicht mehr möglich wären, ohne dass sie ihm dank DNA-Überprüfung etc. sofort auf die Schliche kämen. Gerade ein solcher Unterschied macht einen Krimi/Thriller wie diesen aber umso lesenswerter.
Hannibal Lecter bekommt seinen Auftritt in diesem Buch übrigens nur wenig am Rande, daran störte ich mich jedoch gar nicht, die auch die anderen Figuren ausreichend interessant sind und für genug Lesematerial sorgen. Witzig jedoch, dass die Reihe um Lecter in diesem Buch ihren Anfang nahm, da er selbst nur ganz am Rande und in sehr kurzen Rückblicken erwähnt wird. Auch dieser Umstand, dass die Geschichte um ihn sich nur Stück für Stück entwickelt hat macht diese Reihe zu etwas Besonderem im Vergleich zu jenen welche von vornherein auf eine fixe Trilogie oder Reihe festgelegt werden.
Fazit:
Wieder eine sehr spannende und in vielerlei Hinsicht interessante Geschichte von Thomas Harris, die mich nebst Lecter mit einem weiteren literarischen Bösewicht sympathisieren ließ.
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Titel: Roter Drache
Autor: Thomas Harris
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 464 Seiten
Reiheninfo: Band 2/4 der Hannibal Lecter Reihe