Montag, 27. August 2018

Was ich meine, wenn ich "Belletristik" sage [Genregelaber]

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mir ja tatsächlich die Mühe gemacht, mich einmal eingehender mit dem -für mich- etwas schwierigen Genre "Thriller" auseinander zu setzen (der Beitrag findet sich hier). Diese Spurensuche hat mir damals vor allem geholfen einmal zu verorten was für mich einen guten Thriller ausmacht. Heute möchte ich einmal über ein Genre sprechen in dem ich mich seit Anbeginn meiner Lesezeit pudelwohl fühle.


 Allerdings verwende ich selbst den Begriff Belletristik nicht konsistent und meine dabei jeweils eigentlich sehr unterschiedliche Sub-Genres. Deswegen wollte ich einmal munter darüber schreiben wie es denn nun dazu kommt, dass sogar eine Buchhändlerin so wild mit diesem Wort jongliert.

Mich findet man während meiner Arbeitszeiten in der Buchhandlung meist in der Abteilung Belletristik. Dort zuhause sind neben meinen Kollegen und mir haufenweise unterschiedliche Buch-Kategorien. Stöbern lesebegeisterte Kunden hier herum können sie sowohl durch Krimis, Thriller, Fantasy- und Sciencefictionbücher als auch durch lockere Liebesromane, historische Romane, Klassiker und Titel von Buchpreisträgern blättern. Sehr unterschiedliche Subkategorien also und trotzdem werden sie in sehr vielen Buchhandlungen in dieser Abteilung zusammen gefasst.


Das lässt sich zum Teil schon auf die Wortherkunft selbst zurück führen. Belletristik kommt vom französischen belles lettres (dt. schöne Briefe) und bezeichnete schlichtweg die Unterhaltungsliteratur nach französischer Mode - im Gegensatz zur gehobeneren Fachliteratur. In der belletristischen Abteilung findet sich somit alles was nicht als Fachbuch angesehen wird und somit in die Spate Unterhaltungsliteratur fällt. Allerdings ist es auch hier -gerade bei furiosen Diskussionen in Literatursendungen- sehr beliebt noch einmal zwischen Unterhaltungs-Literatur und Elitärer-Literatur zu unterscheiden. Also die Unterhaltungsliteratur hat nochmal eine Spate, die als reine Unterhaltung angehsehen wird, womit meist alles außer der wirklich "anspruchsvollen" Romane gemeint ist.

Diese Defintion ist natürlich schwierig vorzunehmen, jeder entscheidet schließlich selbst was er als anspruchsvoll ansieht. Deswegen steigt bei solchen Diskussionen mein Puls meist in ungesunde Sphären, weil die Einteilungen mitunter sehr abwertend formuliert werden. Literatur jeder Art soll und darf meiner Meinung nach unterhalten. Ob das jetzt dadurch geschieht, dass ich mich köstlich bei einem Liebesroman amüsiere oder über den Büchern von Nobelpreisträgern über mein philosophisches Weltbild ins Grübeln komme - beides absolut legitim!


Belletristik ist also in meinen Augen Unterhaltungsliteratur und trotzdem meine ich wenn ich den Begriff verwende meist weder Krimi noch Fantasy. Dafür verwende ich eigentlich immer die genauen Genrebegriffe. Auch mit Romanen generell kann ich die Bezeichnung nicht gleich setzen, denn historische ,Erotik- und Liebesromane benenne ich auch direkt als solche. Da ich aber eben selbst nicht wertend einstufen möchte, fällt es mir sehr schwer zu beschreiben, dass ich meist schlichtweg alle anderen rein fiktiven Romane meine. Hinein fallen also Bücher wie Ein wenig Leben, Dunkelgrün fast schwarz, der Schatten des Windes, Kleine Feuer überall, Lincoln im Bardo, Orchis, Der endlose Sommer und und und und und....sehr diverse Titel also, aber all diese findet man auch auf meinem Blog in der Rubrik Belletristik. Natürlich sind die Übergänge oftmals fließend - sonst wär das aber auch alles viel zu einfach....

...für mich ist diese Unterkategorie der Belletristik, die ich verwirrenderweise direkt Belletristik heiße, eines meiner liebsten Felder. So gern ich mich in Fantasywelten entführen lasse oder auch spannende Krimi lese, bislang hat mich nichts so mitgenommen wie ein wirklich gutes Buch der Belletristik. Ich wurde bei keinem Genre sooft aufgewühlt und nachdenklich zurück gelassen wie bei diesem. Zeitgleich habe ich dabei die tollsten stilistischen und sprachlichen Meisterleistungen von Autoren entdecken können.

Wenn ich also auch immer gerne gerne quer durch alle Genres schwimme und diese Abwechslung genieße - in meinem Herzen bleibt die Belletristik einfach eine Königsdisziplin.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Misty,

    danke für diesen tollen Artikel. Den werde ich gleich mal in meiner Stöberrunde verlinken.

    Ich merke an mir selbst, dass ich den Begriff manchmal verwende (erst vor ein paar Tagen wieder, in einer Rezension oder so) und an anderen Tagen frage ich mich dann wieder, was damit eigentlich genau gemeint ist.

    Was die Unterteilung in Unterhaltung und anspruchsvoll angeht, bin ich absolut deiner Meinung. Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal doch zu solchen Formulierungen hinreißen lasse, aber ich versuche schon so eine Unterteilung zu vermeiden. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass jeder das lesen soll was er/sie mag. Lesen hat noch keinen Menschen dümmer gemacht und wenn jemand mit den vermeintlichen anspruchslosen Liebesromane schöne Lesestunden verbringt, sehe ich da kein Problem und erst recht keinen Grund für Kritik dran.

    Ich glaube, in meiner persönlichen Genreeinteilung ist Belletristik alles, was ich sonst nirgendwo unterbringen kann. Manchmal steht irgendwo Roman drauf und es ist doch so viel Liebe oder so viel Mord drin, dass es in die eine oder andere Ecke passt. Und dann ist da eben der Rest und das ist, wie bei dir auch, das, was ich als Belletristik bezeichnen würde.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo Julia,

      auch ich habe mich schon mehrmals dazu hinreißen lassen etwa reine Liebesromane abzuwerten und ihnen nicht zuzugestehen zur "wirklichen" Belletristik zu gehören. Also ich muss ich ma da selbst öfters an der Nase nehmen und selbst versichern, dass jedes Genre bzw. jede Subkategorie ihre legitime Daseinsberechtigung hat und auch wichtig ist. Solange die Leute lesen - prima! Zumal ja fast jeder seine mehr oder weniger heimlichen "guilty pleasure" Rubriken innerhalb der Literatur hat :D

      Gut, dass du Romane ansprichst :D Ich glaube darüber könnte ich mir auch mal ein paar Gedanken machen, das steht ja wirklich auf 80% aller Bücher :D

      Freut mich, dass du diesen Post verlinkst :)

      Liebe Grüße!

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