Donnerstag, 26. Mai 2016

The Bell Jar [Rezension]

In letzter Zeit habe ich mich leider wieder ein wenig von der regen Bloggerwelt isoliert, weil ich meine wenigen freien Tage wieder ein wenig ungezwungener verbringen wollte. Eine Rezension bedeutet doch einiges an Arbeit (selbst wenn ich persönlich meine Beiträge nicht einmal Korrektur lese...Vielleser dürften sich häufig an all meinen Tippfehlern stören) und dafür hatte ich in den letzten 10 Tagen schlichtweg keine Lust mehr. Dafür raffe ich mich heute zur Rezension eines Buches auf, dass die Isolation in seinen Mittelpunkt stellt.



Inhalt:


Die 19-jährige Schülerin Esther, die ihr bisheriges Leben stets emsig und strebsam ihre schulischen Ziele verfolgte, verfällt -ihrem neuem Leben ausgesetzt- einer schweren Depression. Die Ursachen finden sich keineswegs individuell sondern vielmehr gesellschaftlich begründet. Ihren Krankheitsverlauf beschreibt sie dabei auf anschauliche Art und Weise.

Mistys Meinung:


Seit Jahren, Jahren, Jahren, Jahren habe ich dieses Buch bereits auf meiner "MUSS!"-Leseliste und doch habe ich es erst in meiner diesjährigen Klassiker-Phase erst geschafft es überhaupt einmal zu besorgen. Einmal in Händen hatte ich es dafür dann innerhalb von zwei Tagen -trotz normaler Arbeitszeit- ausgelesen. Eigentlich zieht es mich immer wieder sehr stark zu solch interessanter aber natürlich auch sehr schwerer Frauenliteratur (da ich ja auch sehr von Bachmann, Mitgutsch, Brigitte Schwaiger angezogen fühle).

Lesern genannter Autorinnen kann ich dieses Büchlein auf jeden Fall auch empfehlen. Ich persönlich muss zwar psychisch in guter Verfassung sein, dass ich eine solche Erzählung vertrage, wenn dies der Fall ist werde ich von vielen Passagen enorm angesprochen.Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, habe ich kein Interesse Werke klassischer Literatur literaturwissenschaftlich aufzuschlüsseln, ich möchte lediglich darlegen, wie sie auf mich individuell gewirkt haben. So fand ich diesen Roman in vielen Strecken aufgrund der angesprochenen schweren Depression und den Schwierigkeiten der Hauptfigur mit ihrem "Frausein" sehr beklemmend, aber genau dieses Gefühl soll eine solche Lektrüe für mich auch auslösen. So erlag ich schon häufig der Annahme ab dem Jahre 1950 wäre es für die Frauen in unserer Gesellschaft schon längst bergauf gegangen -was faktisch so natürlich auch stimmt-, aber gerade Bücher wie diese legen einem sehr offen, dass es weiterhin einen enormen Konflikt zwischen Selbstverwirklichung und Anpassung gegeben hat. Dieser Umstand mag sich im Laufe der Jahrzehnte dank der vielen feministischen Strömungen abgeschwächt haben, jedoch besteht diese Schwierigkeit in meinen Augen bis heute.

So fällt es mir überhaupt nicht schwer, mich in vielen Überlegungen und Stimmungen von Esther selbst zu finden und mir Probleme vor Augen zu rufen, die ich im Laufe des Erwachsenwerdens mittlerweile eigentlich schon hingenommen hatte. Neben den Schwierigkeiten der weiblichen Selbstfindung -bzw. möglicherweise als darauffolgendes Resultat- nimmt das Thema Depression einen Großteil der Geschichte ein. Gerade wegen der damligen Verhältnisse (das Buch wurde 1963 erstveröffentlicht) wird diese Thematik umso spannender. Mir die damligen Nervenheilanstalten inklusive der Behandlungsmethoden wie Elektroschocks und des Schreckenwortes Lobotomie vorzustellen jagte mir wirklich Schauer über den Rücken.

Plath konnte mich mit ihrer distanzierten, genauen Schreibweise eigentlich ideal an ihre weibliche Hauptfigur heran führen und erinnerte mich im Stil sehr an die Figuren von Brigitte Schwaiger. Diese unglücklichen und zugleich so phlegmatischen Charaktere der Weltliteratur finde ich für sich einfach ebenso faszinierend wie tragisch. Dass die Autorin sich kurz nach Erscheinen ihres Buches das Leben nahm finde ich für die Lektüre dieses Buches auch alles andere als unerheblich. Allerdings sollte ein jeder Leser selbst entscheiden, wie sehr ihn dies beeinflussen möchte.

Wenngleich im Laufe der Jahre nun sowohl in Bezug auf Depressionen, als auch dem Feminismus viele Schritte in die richtige Richtung erfolgt sind, zeigt mir dieses Buch trotzdem -gerade weil ich mich sehr angesprochen fühlte- dass der Fortschritt in beiderlei Hinsicht beiweitem noch nicht abgeschlossen ist.

Fazit:


Ein wirklich schnell lesbarer, ausgesprochen wichtiger Roman, der natürlich sehr beklemmend wirkt, aber gerade damit unheimlich wichtige Themen darstellt.

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Titel: The Bell Jar
Autorin: Sylvia Plath
Verlag: faber and faber
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 234 Seiten

5 Kommentare:

  1. Huch, das klingt toll, und doch so bedrückend. Du hast mich aber nun neugierig gemacht :o

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    1. Wenn man in der richtigen Verfassung ist und den Zugang zur Hauptfigur findet auf jeden Fall ein tolles Buch :) aber wie Katharina unter dir schreibt; es kann durchaus auch vorkommen, dass man mit dem Erzählblick nichts anfangen kann, was ich auch vollkommen verstehe :)

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  2. Hallo Misty,

    ich war schon sooo gespannt auf deine Rezension, da ich das Buch ja vor einer Weile auch gelesen und vorgestellt hatte! :)

    Ich habe leider keinen Zugang zum Buch gefunden, weil mir der Erzählblick zu schwierig war, zu viele Sprünge, mehr Ahnungen von Gefühlen als Gefühle selbst. Ich hätte mir gern mehr Hintergründe zu den Ursachen und Entwicklungen gewünscht. Es ist mir zu sehr eine ständige Zustandsbeschreibung, wobei die Themen Depression und Isolation in Romanen zu meinen liebsten gehören. Ich habe das Buch aber leider in vielen kleinen Häppchen, was sicher nicht ganz ideal ist.

    Unterm Strich wollte ich damals schon nicht so richtig glauben, dass es mir nicht gefällt, deshalb lasse ich deine Rezension jetzt noch mal in Ruhe wirken. :) Vielleicht gebe ich dem Buch ja noch eine zweite Chance...

    Alles Liebe
    Katharina
    von
    Großstadtgedanken

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    1. Hallo Katharina :)

      Ich kann durchaus verstehen, wenn man zu diesem Buch keinen Zugang findet und sehe auch, warum die Hauptfigur in ihrer eben distanzierten und fast schon phlegmatischen Art auch schwierig ist. Mir hat es trotzdem so gut gefallen, weil mich die Figur dadurch sehr an jene von Brigitte Schwaiger und Mitgutsch erinnert haben. Frauen, die durch ihr Unglück einfach schon derart von ihrer Umwelt entrückt sind, dass sie wenig Zugang für den Leser bieten. Witzigerweise werden sie für mich dann manchmal noch fassbarer, weil ich diese Überzeichnung irgendwie authentisch finde (sofern es überhaupt eine Überzeichnung ist).

      Aber nur weil es wichtige Themen behandelt muss es einem ja nicht gefallen :) Ich persönlich kann ja "Wer die Nachtigall stört" überhaupt nicht ab, obwohl auch Harper Lee für ihre Zeit total wichtige Probleme wie Rassismus etc. aufgreift. Also versuch ruhig ein anderes Häpppchen Literatur :D

      Liebe Grüße!

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  3. "Die Glasglocke" steht auch auf meiner Wunschliste und ich freue mich, dass du dieses Buch rezensierst. Ich kann mir das Gefühl, das man beim Lesen hat, sehr gut vorstellen und auch die Thematik spricht mich sehr an. Allgemein finde ich amerikanische Literatur rund um die 30er-60er Jahre sehr spannend. :)

    Liebe Grüße,

    http://lesenundgrossetaten.blogspot.de/

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