Samstag, 27. Februar 2016

Gone Girl [Hörbuch-Rezension]

Sind wir nicht alle ein bisschen genre-bequem? Also ich muss ehrlich zugeben, dass ich es mir schon sehr gerne in meinen Lieblingsgenres bequem mache und die entsprechenden Reviere nur recht selten verlasse. Gerade wenn man nicht so viel Lesezeit zur Verfügung hat wie man sich eigentlich wünsche würde (und kaum ein Büchernarr hat soviel Lesezeit wie er sich wünschen würde) bleibt man doch gerne bei jener Lektüre bei man mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Leserwünsche erfüllt bekommt. Für mich trifft das jedenfalls zu und nach einigen schlechten Erfahrungen gebe ich Krimis und Thrillern wirklich selten eine Chance. Damit scheine ich dem Genre aber wirklich unrecht zu tun!



Inhalt:


Nick Dunne ist mit seiner Frau Amy seit fünf Jahren verheiratet, allerdings läuft ihre Ehe seit einiger Zeit sehr schlecht und er freut sich nicht wirklich auf den fünften Hochzeitstag. Amy pflegt seit Jahren das Ritual an diesem Tag eine Schatzsuche voller selbst erstellter Rätsel zu veranstalten, die zu lösen es ihm nur gelingt, wenn er ihre geheimen Wünschen und Erinnerungen erraten kann. In den vorhergehenden Jahren scheiterte er daran immer was zu weiteren Krisen in der Beziehung führte. Entsprechend verunsichert kehrt er nach Hause zurück. Seine Frau ist jedoch nicht aufzufinden und im Wohnzimmer finden sich merkwürdige Kampfspuren...er muss sich nun also einem viel größeren Rätsel stellen: Wo ist Amy?

Mistys Meinung:


Was für ein tolles Hörbuch! Diese Aussage muss ich gleich vorneweg tätigen, da ich mir nicht gedacht hätte wie toll mich ein ausschweifender Thriller unterhalten könnte! Ehrlich gesagt habe ich mich ursprünglich nur für dieses Hörbuch entschieden, weil ich dachte, ich sollte zumindest ein wenig von diesem bekannten Buch wissen, damit ich meine Kunden entsprechend beraten kann. Ein kleiner Zwangskonsum sozusagen, den ich in der Regel lieber mit Hörbüchern vornehme, da man sie so gut nebenbei hören kann.

Zunächst war es für mich auch gar nicht einfach, mich mit der Geschichte zu arrangieren. Die Stimme von Nick Dunn (gelesen von Matthias Koeberlin) passte für mich wundervoll auf die männliche Hauptfigur, wohingegen ich zunächst fand Amys Stimme (gelesen von Christiane Paul) würde nicht zur sanften weiblichen Hauptfigur passen. Nun, im Laufe der Geschichte stellte ich jedoch fest, dass beide Stimmen für die Charaktere einfach perfekt sind. Die beiden kommen je nach Kapitel abwechselnd zu Wort (wobei man von Amy hauptsächlich in Rückblicken erfährt) und sind dabei ein toller Ausgleich für den Hörer.

Nun aber zum Inhalt: dieser konnte mich schließlich total mitreißen und mich alle paar Kapitel auch vollkommen überraschen. Dabei baut die Autorin eigentlich zunächst das klassische "Whodunit" auf und füttert den Leser/Hörer Schritt für Schritt mit mehr Hinweisen. Dieses Konzept fesselt mich eigentlich recht selten, doch Gillian Flynn gelingt es mühelos Spannung aufzubauen und einen wirklich für die Figuren zu begeistern. Dabei geht sie allerdings so rigoros und unerwartet vor, dass ich mich wirklich mehrmals nicht entscheiden konnte welche Figur ich denn nun lieben und welche ich hassen möchte! Es entsteht ein ständiges Hin-und-Her ähnlich wie in der Beziehung der beiden Hauptfiguren. Ein weiteres Element ist dabei natürlich die unglückliche Ehe und die entsprechenden Kontroversen der Beteiligten. Mit diesem Motiv muss man klarkommen, wobei ich dadurch auch öfters einmal pausieren musste, da man nunmal launemäßig nicht immer dazu aufgelegt ist ein solches Thema verfolgen zu folgen. Gerade in dieser  Geschichte geht die Autorin wirklich nicht zimperlich mit den Launen und Lügen ihrer Figuren um.

Was dieses (Hör-)Buch für mich aber so richtig auszeichnete sind die vielen unerwarteten Wendungen. Näher möchte ich darauf natürlich nicht eingehen, um Spoiler zu vermeiden, aber selten hat mich eine Geschichte derart überraschen können wie diese. Zumal die einzelnen Begebenheiten auch so geschickt eingefädelt werden. Was jedoch auch noch zu erwähnen ist, ist die Tatsache, dass einige Vorkommnisse auch recht verstörend sind, also eine leichte Lektüre hat man hier gewiss nicht vor sich.

Da mich das Hörbuch so packen konnte, habe ich mir gestern sogar gleich noch die Verfilmung von 2014 angesehen (und dabei habe ich sehr selten Interesse an einer Verfilmung). Diese wurde meiner Meinung nach wunderbar umgesetzt, wobei manches dabei noch brutaler gestaltet wurde. Auf jeden Fall aber ebenso empfehlenswert wie das Hörbuch!

Fazit:


Ein unsagbar spannender Thriller voller Überraschungen und verstörender Details. Für Liebhaber des Genres aber auch Verweigerer (wie mich) wird eine Empfehlung ausgesprochen.

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Titel: Gone Girl - das perfekte Opfer
Autorin: Gillian Flynn
Sprache: Deutsch
Hörbuch: 14h 3min (gekürzte Fassung)

2 Kommentare:

  1. Vielleicht hätte ich das Buch einfach hören sollen... Wenn ich deine Rezension so lese, bekomme ich ja fast Lust drauf.

    Ich hab es allerdings gelesen und fand es echt doof. Wieder so ein Fall wo ich mich frage: Was stimmt mit mir nicht, dass alle dieses Buch hypen und ich das nicht nachvollziehen kann? :D

    Mir war es leider zu langweilig und dann am Ende war es zwar Temporeich, aber so irre das es mir auch schon wieder zu viel war.

    Den Film möchte ich aber trotzdem sehen, obwohl ich da auch nicht so positive Meinungen gehört habe. Der ist doch auch ewig lang, oder?

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    1. Gerade bei Krimis und Thrillern kann ich Hörbücher nur empfehlen, die helfen einfach über langatmige Stellen hinweg :D ich weiß nicht, ob mir das Buch allein gefallen hätte, noch dazu hatte ich als Hörbuch die gekürzte Fassung, möglicherweise haben sie da also schon viel weggestrichen was ein wenig unnötig war :)

      Aber den Sprecher Matthias Koeberlin mag ich einfach enorm, ich habe mir jetzt alle Hörbücher heraus gesucht bei denen er mitgewirkt hat und ich denke bei ihm ist es mir völlig egal wie gut oder schlecht ein Buch ist, ich höre ihm sehr gerne zu *.*

      Der Film war auch recht lang ja, um die 2 Stunden, aber mir hat er wie gesagt gut gefallen :) Möglicherweise bist du durch das Buch aber schon so schlecht eingestellt, dass er dich nicht überzeugen könnte :D

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