Freitag, 9. August 2013

Pandora im Kongo [Rezension]

Nachdem ich Anfang des Jahres voller Begeisterung das Buch "Im Rausch der Stille" (Rezension) von Albert Sanchez Pinol gelesen hatte, (das ich zuvor zufällig auf dem Flohmarkt entdeckt hatte) musste ich unbedingt ein weiteres seiner Bücher versuchen. So bestellte ich mir Pandora im Kongo und als es auf meiner Leseliste für die SuB-Abbau-Challenge auftauchte beschloss ich nun es mir gleich vorzunehmen.

Inhalt:


Der Schriftsteller Thomas Thomson, der in seinem Leben bisher nur als Ghostwriter schlechter Groschenromane fungierte, bekommt von einem Anwalt den Auftrag die Lebensgeschichte des zum Tode verurteilten Marcus Galvas niederzuschreiben. Zunächst verwirrt ihn dieser Auftrag und er hat Schwierigkeiten sich mit dem Gefangenen zu verständigen, doch bald schon wird er von dessen Geschichte mitgerissen und begibt sich in Gedanken selbst auf die Reise in den Kongo, die Marcus mit zwei reichen Engländern gemacht hatte und für deren Ermordung er angeklagt ist. Thomas ist jedoch überzeugt von Marcus' Unschuld und versucht dies in seinem Buch hervorzuheben. Als in Marcus Bericht jedoch schließlich die unbekannte, weißhäutige Amgam, die laut Angaben von Marcus aus dem Untergrund gekrochen kam, auftaucht, verändert sich Thomas Einstellung schlagartig.

Mistys Meinung: 


Zunächst empfand ich die Geschichte des Protagonisten Thomas als recht neu im Vergleich zum anderen Werk des Autors und genoss die humorvolle Erzählweise über sein Leben als Ghostwriter in London noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Dabei kommt es zu mehreren witzigen und ironischen Anmerkungen der Figur über den Literaturbetrieb und ich musste wirklich mehrmals laut lachen. Auch die Handlung im Kongo entsprach etwas Neuem und ich war wiederholt schockiert vom beschriebenen Umgang der Engländer mit den dunkelhäutigen Ureinwohnern.

Als schließlich jedoch die Figur Amgan ins Spiel kommt sah ich mich plötzlich ziemlich in die Handlung von "Im Rausch der Stille zurückversetzt". Auch dort ist die weibliche Hauptfigur ein humanoides Fischwesen, welches vom Protagonisten verehrt wird.  Zwar kommt Amgam aus der Erde und benimmt sich um einiges menschlicher und zugänglicher als die Figur des anderen Buches, gleichen sich die Konzepte doch sehr. Auch in "Pandora im Kongo" versucht ihr Volk einen Krieg zu führen und greift unvorhergesehen und wiederholt an.

Ich weiß nicht wirklich was ich von dieser Ähnlichkeit der Handlung (allein mit unterschiedlichen Schauplätzen) halten soll und konnte mich bis zuletzt nicht entscheiden ob ich froh oder eher enttäuscht darüber sein soll. In Summe würde ich sagen, dass ich es eher als negativ empfand, da die gesamte Handlung in "Im Rausch der Stille" abgestimmter und zusammenhängender wirkt als in diesem Werk. Müsste ich mich entscheiden welches der beiden Bücher ich empfehlen sollte so würde meine Wahl definitiv immer auf "Im Rausch der Stille" fallen, doch fairerweise muss ich anmerken, dass auch das andere Werk für sich einiges zu bieten hat und für Leser, die sich mit dem Autor noch nicht befasst haben durchaus ein gutes Einstiegswerk darstellt.

Fazit:


Eine interessante, innovative Erzählung, die jedoch bei Lesern von "Im Rausch der Stille" einen zu hohen "Wiedererkennungswert" hervorruft und eher nicht nach diesem gelesen werden sollte.

Leseprobe:

"»Es geht mir aber nicht um die Bereicherung, sondern um meine Unsterblichkeit. Ich vermenge Kunst nicht mit finanziellen Interessen.« Er hob einen belehrenden Finger in die Höhe und fügte hinzu: »Der Unterschied zwischen der Literatur und der Literaturindustrie, Herr Thomson, ist der, dass es bei der ersten um Buchstaben geht und bei der zweiten um Zahlen.«"*

*Albert Sánchez Pinol: Pandora im Kongo. Frankfurt am Main:S.Fischer Taschenbuchverlag 2009, S.402
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Titel: Pandora im Kongo
Autor: Albert Sanchez Pinol
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 478 Seiten

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