Inhalt:
Frankreich im Jahre 1764: In der Gegend rund um Gévaudan werden unzählige verstümmelte Leichen, vor allem von Frauen und Kindern, gefunden. Ein Großteil der Bevölkerung macht sich auf die Jagd nach einfachen Wölfen. Doch der Wildhüter Jean Chastel und seine beide Söhne, die auf der Jagd von einer weit größeren Kreatur angegriffen werden, begreifen recht schnell welche Bestie die Region wirklich unsicher macht und verfolgen sie auf eigene Faust. Doch auch über 200 Jahre später scheint der Fluch noch ungebrochen und die Mordserie geht weiter.
Mistys Meinung:
Wahrscheinlich war es keine gute Idee von Kafka-Parabeln direkt auf moderne Werwolf-Unterhaltungsliteratur umzusteigen, dabei mutet man sich unweigerlich einen sehr weiten Qualitätssprung zu, den vermutlich nicht einmal ein Werwolf zustande bringen würde. Trotzdem muss ich anmerken, dass ich mich anfangs wirklich in die Formulierungen des Autors hineinquälen musste und auch mein innerer Grammatikwolf heulte vermehrt auf. Das hätte ich schnell verschmerzt, aber besonders die Dialoge waren keinen Deut näher an der Wirklichkeit gebaut als ein Werwolf selbst. Als Beispiel lässt sich dafür der Ausspruch eines Protagonisten, der sich mitten im Kampf mit mehreren Widersachern befindet, zitieren "Flieg bis zu den Pyramiden, Dreckvieh!"*
So dauerte es etwa 100 Seiten, bis ich mich an die etwas plumpe Sprache gewöhnt hatte und sie mich nicht mehr von der Handlung ablenkte. Der Erzählstrang teilt sich in zwei Teile, der Leser begleitet abwechselnd den Wildhüter Jean Chastel in Frankreich um 1764 und den jungen Werwolfsjäger Eric Chastel, seinen Nachfahren, in der heutigen Zeit. An der Handlung in der Vergangenheit fand ich sehr schnell gefallen, da die damalige Umgebung (hauptsächlich Wälder) meiner Meinung nach den besten Schauplatz für blutige Angriffe und Jagden bietet. Zudem waren mir die Protagonisten einfach viel sympathischer, während ich bei Eric nicht nur einmal das Gefühl hatte, dass es sich bei ihm um eine Projektionsfläche für die Lebenswünsche des Autors handelt. Besonders die genaue Beschreibung seines Porsche, seiner weiteren Besitztümer und Leistungen als Liebhaber fand ich weniger relevant für für die eigentliche Handlung.
Abgesehen von diesen Mängeln möchte ich aber die Beschreibung der enthaltenen Werwolfe besonders loben, die genau meinem Geschmack entsprachen. Abgesehen vom Aussehen ist auch ihr maßloses und brutales Verhalten ganz so ausgefallen, wie ich es mir von ihnen erwarte. Der Autor spart auch nicht mit blutigen Details und lässt zudem mehrmals große Spannung aufkommen und überrascht zudem mit einigen unerwarteten Wendungen. Ich denke ich werde mich trotz der Mängel auch an den Folgeband "Sanctus" wagen, da ich selten so gelungen blutrünstige Fabelwesen auf ihrem Beutezug begleiten durfte.
Fazit:
Wer auf ungeschickte Dialoge und unausgefeilte Formulierungen nicht so allergisch reagiert wie der Werwolf aufs Silber findet an diesem Roman sicher sehr schnell gefallen. Allen anderen sei viel Geduld empfohlen um sich trotzdem noch gut an der spannenden Handlung und erfreuen zu können.
*Markus Heitz: Ritus. München: Knaur Taschenbuch 2006, S.41
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Titel: Ritus
Autor: Markus Heitz
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 520 Seiten
Reiheninfo: Band 1 des Zweiteilers (2. Band "Sanctus")
Ich wollte vor kurzem auch endlich mal was von Markus Heitz lesen. Schwierige Wahl, wenn man einen Vater hat, der fast jedes Buch von ihm besitzt. ;) Bei mir ist es letztendlich "Die Zwerge" geworden, das mir sehr gefallen hat. Aus deiner Rezi entnehme ich, dass Ritus mir glaube ich etwas zu blutrünstig ist...
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Nabura
Schöne Rezension :) Und einen sehr schönen Blog hast du *-* wow... bin gleich mal doppelt Leserin geworden ^^ hält eben besser :P Würde mich freuen wenn du mal bei mir vorbei schaust XD
AntwortenLöschenAlles Liebe
Jenny
Schau vorbei : http://jemasija8.blogspot.de/