Inhalt:
Dieses Buch umfasst neun Erzählungen Kafkas (entstanden zwischen 1912 und 1922), darunter sowohl sehr kurze Werke wie die, gerade mal 2-seitige, Parabel "Vor dem Gesetz", als auch vergleichsweise lange Texte wie die Erzählung "Die Verwandlung". Die jeweiligen Inhalte der Geschichten unterscheiden sich zwar sehr, doch werden in einigen ähnliche Motive, wie die Vater-Sohn-Beziehung oder etwa die Frage nach Gerechtigkeit behandelt.
Mistys Meinung:
Ausgerechnet über ein Buch, das den Titel "Das Urteil" trägt, fällt es mir persönlich ziemlich schwer ein Urteil zu fällen. Bereits in der Schule wurde ich mit einigen -alles andere als leicht verständlichen- Parabeln Kafkas konfrontiert und konnte damals kaum etwas mit ihnen anfangen, besonders "Vor dem Gesetz" sorgte aussschließlich für Verwirrung. Diesmal fiel mir der Zugang um einiges leichter (zeigen drei Jahre Literaturstudium Wirkung oder nur das Alter?) und die meisten Erzählungen aus dem Buch ließen mich beiweitem nicht so ratlos zurück wie damals zu Schulzeiten. Trotzdem war ich immer wieder geneigt das Buch für längere Zeit wegzulegen und begnügte mich bei mancher Seite sehr schnell damit, das darauf Geschriebene nun einmal nicht vollkommen zu durchleuchten.
Inhaltlich und in ihrer Logik schwanken die Geschichten zwischen nüchternen Geschehens-Beobachtungen der Protagonisten und surrealen, albtraumähnlichen Geschehnissen. Erstmals fand dich gerade diese, mitunter grotesken, Wendungen weniger verstörend als vielmehr faszinierend, was jedoch auch daran liegen mag dass mir "schwere" Literatur momentan sehr zusagt. Abgesehen vom meistens recht verworrenen und schwer verständlichen Inhalt ist der Schreibstil jedoch überraschend klar und der Autor bedient sich teilweise sehr realistischer Beschreibungen, die mir sehr gut gefallen haben und definitiv ein sehr hohes Sprachniveau erreichen.
Trotz des neu entdeckten Respekts gegenüber solcher Lektüre möchte ich jedoch hervorherben dass es sehr viel Zeit und Geduld bedarf sich mit ihr anzufreunden und zumindest mich mit einer relativ düsteren Stimmung zurücklässt. Wenn jemand zudem den Wunsch verspürt alle Inhalte zu verstehen ist neben mehrmaligem Lesen auch entsprechende Sekundärliteratur mit Interpretationshilfen zu empfehlen, die diesem Buch leider fehlt. Im Anhang befindet sich lediglich eine kurze biographische Skizze.
Fazit:
Sprachlich extrem hochwertige Lektüre, deren Inhalt jedoch nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch ziemlich düster ist und vom Leser entsprechend Geduld und eine stabile Stimmungslage verlangt.
Buchzitat:
"Im Ganzen habe ich jedenfalls erreicht, was ich erreichen wollte. Man sage nicht, es wäre der Mühe nicht wert gewesen. Im übrigen will ich keines Menschen Urteil, ich will nur Kenntnisse verbreiten, ich berichte nur, auch Ihnen, hohe Herren von der Akademie, habe ich nur berichtet."*
*Franz Kafka: Das Urteil. Originalfassung. 67. Auflage. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2006, S. 128
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Titel: Das Urteil
Autor: Franz Kafka
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 180 Seiten
Hallo,
AntwortenLöschenja manchmal packt es mich und dann lese ich gerne einen Klassiker. Habe gerade auch "Das Bildnis des Dorian Gray" beendet. Kafka ist mir in der Schule - "Der Proceß" - das erst Mal begegnet und den Schreibstil fand ich außergewöhnlich. "Vor dem Gesetz" ist seit diesem Zeitpunkt die Parabel, die ich am interessantesten finde. Alle Erzählungen erschließen sich mir aber auch nicht, wie du bereits angemerkt hast, ist es doch sehr anspruchsvoll und man braucht zwischendrin deutlichen Abstand bevor man wieder etwas von ihm liest.
Liebe Grüße,
Patricia
Du hast mich gerade an meine Schulzeit erinnert, in der wir auch "Vor dem Gesetz" lesen mussten. Ich fand die Parabel sehr toll und auch Kafkas andere Werke haben mich immer sehr begeistert. :)
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