Inhalt:
Suleika ist eine tatarische Bäuerin. Eingeschüchtert und rechtlos lebt die Mutter von vier im Säuglingsalter gestorbenen Kindern auf dem Hof ihres viel älteren Mannes. Ihr Weg zu sich selbst führt durch die Hölle, das Sibirien der von Stalin Ausgesiedelten.
Mistys Meinung:
Manchmal passieren sie mir durchaus; diese glücklichen Zufallsgriffe, völlig ohne Vorbehalt oder leisesten Ahnung. Bei Suleika war das Fall und ich bin begeistert. Allein thematisch ist dieses Buch für mich von großem Interesse, ich habe zwar schon ein paar wenige Titel über das Sowjetrussland, die Bolschewiki bzw. den Kommunismus in Romanform gelesen, allerdings noch nie in Bezug auf die "Entkulakisierung". Das hat sich mit diesem sehr detailreich beschrieben Geschichte nun geändert und zwar in seiner besten literarischen Form.
Dieses Buch erzählt eine ausgesprochen ernste und dramatische Geschichte und erregt dabei natürlich große Betroffeneheit beim Leser. Trotzdem ist und bleibt Suleika als Figur fiktiv und die Handlung ist auch abgesehen vom historisch-politischen Gehalt wunderschön zu lesen. Allein die Sprache ließ mich bei mehreren Formulierungen achtsam inne halten und die schönen Beschreibungen genießen. Die Geschichte lässt sich davon lösgelöst also auch sehr gut lesen, das Schicksal von Suleika geht in jeder Hinsicht nahe.
»Denken Sie oft darüber nach, was wäre, wenn?« Leibe schüttelt die Hände und unsichtbare Spritzer fallen von seinen Fingern in das tiefschwarze Wasser. »Nein.« »Recht so.« Wolf Karlowitsch steht auf und schaut auf seine in der Dunkelheit bleich erscheinen Hände. »Es ist nur das, was ist. Nur das.«
Zudem habe ich es sehr geschätzt, dass die Geschichte nicht nur ihre Figuren, sondern auch die Zeitgeschichte sehr ambivalent zeichnet. Natürlich sind die Enteignungen der tatarischen Bauern ein Verbrechen, das in den meisten Fällen einem Mord direkt gleich kommt, auf der anderen Seite ist Suleikas Leben vor der Enteignung auch keine Bilderbuchgeschichte, eingeengt von Relgion und Tradition. Darüber ließe sich natürlich diskutieren, es ist aber garantiert ein faszinierendes Frauenschicksal, das in diesem Roman im Vordergrund steht.
Fazit:
Sozial ausgesprochen kritisch, sprachlich brilliant und in jeder Hinsicht persönlich ergreifend. Ein wundervolles und zugleich sehr interessantes Buch.
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Titel: Suleika öffnet die Augen
Autorin: Gusel Jachina
Verlag: Aufbau
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 541 Seiten
Das Buch steht auch schon eine Weile auf meiner Wunschliste, aber noch ist es nicht eingezogen... Wieder eine tolle Rezi =)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
https://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/
Hallo Martina :)
LöschenIch hoffe, dass das Buch bald eine Chance hat direkt bei dir einzuziehen! Es ist es wirklich wert :)
Liebe Grüße!
Liebe Misty
AntwortenLöschenDu hast mir ein weiteres Wunschlistenbuch beschert :-)
Und deine Rezension ist grandios. Wirklich sehr, sehr gelungen.
Ich hoffe, dass du ganz gut gerutscht bist und ein paar schöne Festtage hattest. Auf jeden Fall alles Liebe und Gute dir für 2018 und ich würde mich von Herzen freuen, wenn du bei meiner Aktion "Blogger schenken Neujahrsfreude" mitmachen und so jemandem eine riesige Freude machen könntest.
Herzliche Grüsse
Livia
Hello Livia :)
LöschenIch denke das Buch könnte deinem Lesegeschmack ebenso entsprechen, womöglich versuchst du es ja bald einmal damit :)
Dir auch ein gaaanz schönes neues Jahr :) Ich werde gleich auf deine Aktionsseite schauen!
Liebste Grüße!
Hallo Misty,
AntwortenLöschenauch dieses Buch hier gehört zu meinen Herzensbüchern! Grandios geschrieben und mit einer Thematik, über die ich nach dem Lesen bzw. Hören noch weiter im Internet recherchiert habe. Warte schon gespannt auf ein weiteres Buch der Autorin.
GlG, monerl