Montag, 21. August 2017

Targa: Der Moment bevor du stirbst [Rezension]

Bedauerlicherweise befinde ich mich nach wie vor auf der Suche nach einem richtig guten, spannenden Thriller inmitten des Waldes an Neuerscheinungen. Irgendwie verfolge ich eine ganz bestimmte Vorstellung, die ich mit den letzten Büchern nicht wirklich erfüllt gesehen habe. Auch der folgende Band entsprach in dieser Hinsicht nicht meinen Erwartungen.





Inhalt:


Falk Sandmann hegt ein obsessives Verhalten gegenüber der Atmung. Als leidenschaftlicher Freitaucher kennt er alle Vorgänge, die der menschliche Körper unternimmt, wenn die Sauerstoffzufuhr ausbleibt. Sein Wahn diesen Zustand auch bei anderen herbei zu führen geht so weit, dass er es genießt junge Frauen qualvoll zu ersticken. Obwohl die Polizei ihn als dringend tatverdächtig erachtet, scheint ihm niemand auf die Schliche zu kommen. Außer der Agentin Targa, die erst lernen muss sich auf andere Menschen einzulassen..und das dann sogleich bei einem Mörder.


Mistys  Meinung:



Wieder einmal weiß ich gar nicht wo ich bei diesem Thriller mit meiner Rezension beginnen soll. Am besten starte ich jedoch mit den positiven Aspekten, schließlich gab es welche, ansonsten wäre ich nicht interessiert genug an diesem Titel gewesen um ihn zu lesen. Die Idee hat mir nämlich ausgehend vom Klappentext sehr zugesagt. Eine ungewöhnliche, neurotische & kaltherzige Ermittlerin, die keinen Gefühlen traut und sich lediglich auf ihre analytischen Fähigkeiten verlässt. Ein Killer, der ein obsessives Verhalten gegenüber der menschlichen Atmung entwickelt hat und seine Opfer mittels einer Übungskapsel für Taucher grausam hinrichtet. Tolle Ausgangslange!

Dass der Täter und seine Vorgangsweise von vornherein bekannt sind, störte mich keineswegs, schließlich kommt es in dieser Geschichte vielmehr auf den Schlagabtausch zwischen der Targa und dem Mörder an. Leider nur hat dieser für mich überhaupt nicht funktioniert. Zwar gibt es ein paar gelungene erotische Annäherungen zwischen den beiden, doch die restliche Story war von unterschiedlichen Absurditäten gekrönt.

Für mich fingen die Probleme schon damit an, dass der Mörder stets als überaus intelligent und verschlagen geschildert wird. Nur leider unternimmt er derart merkwürdige und dämliche Aktionen, dass ich ihm seine vermeintliche Intelligenz zu keiner Sekunde glauben konnte. So begegnet er etwa im Aquarium in Berlin einer jungen Frau, die er dadurch töten möchte, dass er sie in das Tigerhaibecken wirft (fun fact: es gibt kein Tigerhaibecken in Berlin...laut Google auch sonst kaum wo auf der Welt, die sind ähnlich schwer zu halten wie Weiße Haie). Nun, wie zu erwarten ignorieren die gut gefütterten Tiere das Mädchen und er halst sie sich als Problem auf, da sie ihn nach ihrem Erwachen im Krankenhaus problemlos identifizieren könnte.

Ebenfalls nicht zu den glaubhafteren Fakten dieses Buches gehörte für mich sein unwiderstehlicher Charme, den er so geschickt auf Frauen anwendet, dass sie sich ihm bedingungslos unterwerfen. Das führte, ohne dass ich ihn besonders geschickt mit ihnen hätte umgehen sehen, dazu, dass sich zwei Studentinnen plötzlich in unterster Gossensprache beschimpfen. Ihre gegenseitige Eifersucht steigert sich so weit, dass sie schließlich versuchen sich gegenseitig zu töten. Warum? In welcher Welt verhalten sich Menschen so? Auch Targa war für mich leider überhaupt nicht greifbar und ihre Neurosen tauchen erst dann auf, als sie eigentlich gerade mit einer Axt auf der Suche nach dem Mörder ist und stattdessen beginnt Messer der Größe nach zu sortieren! Ich nenne diese Details deswegen, weil ich zum Ausdruck bringen möchte wie absurd die Verhaltensweisen aller Figuren in diesem Buch für mich waren.

Als weiteres kurzes Beispiel möchte ich ihre vorhergehende Verhaltensweise, die sie an den Tag legt um mit dem Mörder Kontakt aufzunehmen, beschreiben. Sie läutet an seiner Villa, läuft an ihm vorbei ins Gebäude und behauptet sie wolle das Gebäude kaufen, der Makler käme bald. Als ihr Chef sie daraufhin kritisiert und meint sie hätte über den Blog Kontakt mit ihm aufnehmen sollen antwortet sie tatsächlich dies wäre zu auffällig gewesen?!

Widersinnerweise tauchen außerdem das ganze Buch über Frauen auf, die irgendwie mit dem Mörder zu verknüpfen sind und ihm hilfreich zur Hand gehen, sei es weil sie Zeugen aus dem Weg räumen und sich dann selbst töten, oder ihm interne Informationen über die laufenden Ermittlungen in die Hände spielen, ohne auch nur irgendwie zur Last für ihn zu werden.

Derlei merkwürdiger Verhaltensweise gibt es so zahlreich in der Geschichte, dass ich mich überhaupt nicht auf sie einlassen konnte und vermehrt ziemlich verärgert war. Unerwartete Twists gab es zwar sehr zahlreich, aber die fand ich die meiste Zeit auch derart an den Haaren herbei gezogen, dass ich von dem Überraschungseffekt als Leser nicht profitieren konnte. Besonders ärgerlich fand ich schließlich, dass Targas Hund den üblichen Retter spielt, sobald eine wirklich unlösbare Situation auftritt. Ich finde es unglaubwürdig, wenn Hunde in Büchern mit dem Siebten Sinn ausgestattet sind, der sie sogleich den BÖSEN MANN spüren lässt und sie entsprechend negativ reagieren und im richtigen Moment die Helfer hinzu führen. Wenn ich Tiere möchte, die sich so verhalten greife ich zu Lassie und Flipper, für mich hat sowas in einem Thriller nichts verloren.

Zuletzt möchte ich noch negativ die vielen expositorischen Dialoge erwähnen: es ist einfach nur ungeschickt, wenn Figuren, die sich ihr ganzes Leben lang kennen, plötzlich über Dinge sprechen, die sie auch bereits ihr Leben lang wissen, nur um dem Leser die wichtigen Informationen zukommen zu lassen. "Wie du ja weißt, geschah am Tag deiner Geburt...". Der Schreibstil war ansonsten für das Genre die meiste Zeit völlig in Ordnung, gegen Ende hin beginnen die Figuren jedoch mit unpassend poetischen Formulierungen, Mörder und Ermittlerin nennen sich schließlich etwa "Jäger der Nacht". Das machte für mich die Enttäuschung leider vollkommen, ich war schon lange nicht mehr so negativ von einem Buch eingenommen.

Fazit:


Leider gar nicht mein Fall. Weder die Figuren, noch der Handlungsfortlauf konnten mich aufgrund der absurden Entwicklungen und Vorgänge für sich einnehmen. Trotz der tollen Grundidee wurde ich sehr enttäuscht.

Dennoch ein großes Dankeschön an Penguin für das Rezensionsexemplar.

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Titel: Targa. Der Moment bevor du stirbst
Autoren: B., C., Schiller
Verlag: Penguin
Sprache: Deutsch
ebook: 400 Seiten
Reiheninfo: Band 1/?

5 Kommentare:

  1. Liebe Misty

    Was für eine tolle Rezension, auch wenn dir das Buch so gar nicht zusagen konnte. Immer wieder unglaublich, wie logische Fehler (hochintelligenter Mörder, der sich einfach nur dämlich verhält) und so sexistische und unrealistische Inhalte durch ein professionelles Lektorat rutschen können. Ein Verlag bürgt ja auch mit seinem Namen für die Qualität des Buches und ob es dem Leser zusagt, hängt dann vom persönlichen Lesegeschmack ab (so zumindest die ideale Welt). Hier wurde aber offensichtlich keine gute Arbeit geleistet, was für Leser besonders schade ist.

    Zum Glück hast du vor diesem Buch gewarnt, der Klappentext spricht nämlich auch mich an.

    Alles Liebe dir
    Livia

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    1. Ja, oder?? Ich hab mich auch gefragt wewegen das Lektoriat hier keine Korrekturen vorgenommen hat.

      Die früheren Bücher des Autorenduos wurden nämlich auf einer Selfpublishing Plattform veröffentlicht, gut, aber dieses ist ganz klassisch im Verlag erschienen...tzz.

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  2. Hey :)

    Puuuuuh, wenn ich das lese, bin ich froh, mich trotz einiger positiver Meinungen doch gegen das Buch entschieden zu haben. Ich fand die Idee auch interessant, konnte mich aber schon nicht für den Sprachstil begeistern - der war mir einfach zu simpel (und ich bin und bleibe kein Fan vom Präsens, auch wenn es jetzt immer öfter in Romanen auftaucht).

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hi Ascari :)

      ich habe mir zu Beginn auch wenig mit dem Stil schwer getan, dieser war jedoch letztlich das kleinste Übel. Ich stimme dir hinsichtlich des Präsens vollkommen zu! Das passt in sehr seltenen Fällen.

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  3. Hi Misty!

    Ich hab's in der Arbeit sogar angefangen, weil meine Kollegin meinte, es sei nicht schlecht... Und ich war auf der Suche nach einem Buch, das mal nicht KiBu oder Jugend ist :D Der Schreibstil hat mich dann aber wieder abgeschreckt. Und ich konnte einfach nicht ausblenden, dass sie Targa heißt :D

    Liebe Grüße aus dem bergigen Tirol! :)
    Klaudia

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