Freitag, 23. Juni 2017

Die Überfahrt [Rezension]

Krimis und Thrillern widme ich mich generell eher selten, irgendwie gerät dieses Genre immer auf einen der hintersten Plätze meiner Lesewünsche. Liegt es daran, dass die dunklen Cover sich meinem Blick im Regal eher entziehen? Diese Theorie bleibt umstritten, aber aktuell thrillert es während meiner Lesestunden wieder ordentlich.




Inhalt:


Die schwedische Ostsee Fähre Baltic Charisma ist bereits ein wenig in die Jahre gekommen und doch ahnt niemand, dass sich bei ihrer nächsten Fahrt Passagiere an Bord befinden werden, die ihr an Lebensjahren überlegen sind und fähig einen jeden anderen Fährengast im Handumdrehen zu töten. Doch zunächst verläuft die Fahrt unscheinbar und die Passagiere feiern ausgelassen. Doch bald schon wird der Wunsch nach Alkohol von ungehemmten Blutdurst abgelöst.

Mistys Meinung:


Wie manch aufmerksamer Leser meiner Zusammenfassung bereits bemerkt haben mag, enthält dieser Thriller möglicherweise ein paar mysteriöse Fantasy-Elemente (*hust*-Vamp..*hust*). Wir haben es hier also nicht mit einem Serienmörder im klassichen Sinn zu tun. Gerade das reizte mich aber die Seitenfahrt zu unternehmen, trotz vieler sehr negativer Rezensionen, die sich zu diesem Titel finden ließen.

Ich kann nicht sagen, dass ich mich ihnen anschließen möchte, ich finde dieses Buch macht was man von ihm erwartet und das ist nunmal keine perfide Hauptcharakterfindung, sondern blutgetränkte Unterhaltung. Zunächst haderte ich jedoch trotzdem ein wenig mit den gleich zu Beginn vorgestellten Hauptfiguren und derer gibt es viele in dieser Geschichte. Die Kapitel werden jeweils aus ihrer Sicht und immer mal wieder auch aus Sicht eines auktorialen Berichterstatters erzählt. Dadurch bekommt man einen recht guten Gesamtüberblick darüber, was sich denn an welchem Ort auf der Fähre tut. Allerdings wirken die vorgestellten Figuren zunächst wirklich sehr stereotyp und für ihre Rolle konstruiert. So etwa die konservative, vereinsamte ältere Dame und der jugendsprachen-coole, die Eltern hassende Teenager. Belässt man die Figuren jedoch einfach erstmal in ihren Rollen arrangiert man sich alsbald passabel mit ihnen. Und wie gesagt: es geht ja nicht um deren Tiefenpsycholgie, sondern um den Unterhaltungswert.

Diesen bekommt alsbald geboten, wobei ich nicht soweit gehen würde den Autor tatsächlich als den "schwedischen Stephen King" zu titulieren. Aber ich finde er verfolgt zum Teil recht interessante Aspekte beim Überlebenskampf seiner Figuren und bricht gerne auch mal die typsichen Klischees auf - etwa dass andere tatenlos zusehen, während sich eine aufopfernde Heldenfigur den Gegnern zur Zeitgewinnung entgegen wirft. Die Sprache der Figuren fand ich dafür aber an einigen Stellen fast schon ein wenig ungeschickt derb, ich denke, dass manche Dialoge mit etwas weniger weiblichen Geschlechtssynonymen und "verdammt"s ausgekommen wären. Und die Jugendsprache der handelnden Teenager geht meiner Ansicht nach schon sehr stark ins Peinliche. Mag aber auch sein, dass die Begriffe schwer übersetzbar waren.

Ansonsten entspricht die Story den Erwartungen an den Plot, der sich nunmal dadurch auszeichnet, dass der Blutdurst der Vam...äh Wesen auf einem von der Außenwelt abgeschnittenen Schiff um sich greift. Ich finde die diversen Häcksel-Szenen eigentlich nicht so unangebracht wie manch anderer Rezensent, allerdings muss ich als Leserin, die gerne mit Werwölfen auf Tuchfühlung geht, auch anmerken, dass meine Hemmschwelle nicht besonders hoch ist. Was mir an den Horrorwesen dieses Buches recht gut gefallen hat war die Tatsache, dass sie -trotz ihrer Existenz- recht irdisch erscheinen, soweit sich das so formulieren lässt. Ergo, sie ebenfalls ihre natürlichen Grenzen haben und nicht etwa mit den Walen um die Wette hüpfen.

Fazit:


Ein angenehmer, wohlgemerkt blutiger Horror-Thriller für Zwischendurch, der zwar keinen literarischen Hochleistungssprint hinlegt, dafür einen gut ausgeglichenen übernatürlichen Einschlag hat, der zu unterhalten weiß.

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Titel: Die Überfahrt
Autor: Mats Strandberg
Verlag: Fischer TOR
Sprache: Deutsch
Softcover: 512 Seiten

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