Dienstag, 14. Juni 2016

Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben [Rezension]

Vier Zähnchen musste ich letzte Woche lassen, zudem die weisesten meines Gebisses. Vier Rezensionen waren zu dem Zeitpunkt noch ausständig. Zufall? Ja. Zufall. Aber irgendeine nichtssagende Motiviation muss ich für mich ja schließlich aufbringen, so rezensionsfaul ich in den letzten Wochen schließlich war.


Inhalt:


Der Autor Matt Haig, der selbst jahrelang an Depressionen gelitten hat erzählt in diesem Buch seine eigene persönliche Geschichte und den Umgang mit dieser ernstzunehmenden Krankheit. In kurzen Passagen und Anekdoten erläutert er ihr Entstehen, den Verlauf aber auch all die Empfindungen und Erfahrungen, die er im Laufe dieser Jahre sammeln konnte.

Mistys Meinung:


Eine liebe Arbeitskollegin von mir hat mir dieses Buch geborgt, hat mir aber nicht vorenthalten, dass sie gewisse Schwierigkeiten mit einigen Punkten der Erzählungen hatte. So war ich diesbezüglich möglicherweise schon ein wenig geschärft ob ihrer Bemerkungen. Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben scheint sich aber jedenfalls sehr verbreitet zu haben und wurde auch von vielen Bloggern gelesen die sich ansonsten (vermeintlich) wenig mit Depressionen befassen. Diesen Umstand fand ich recht interssant und wollte natürlich selbst herausfinden, was dieses Buch für die meisten so lesenswert macht.

Ich weiß ehrlich gestanden nicht so recht, wie ich am besten ausdrücke, dass ich die grunsätzliche Botschaft dieses Buches wunderbar finde, ebenso wie seinen Erfolg, selbst jedoch ebenso wie meine Kollegin nicht ganz so gut damit zurecht gekommen bin. Ich denke ich werde mit den Kritikpunkten beginnen, um dann mit einem positiven Abschluss enden zu können. Nun denn; es gibt sehr viele gute Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und die dieses Thema ganz wundervoll thematisieren (The Bell Jar, Das Ungeheuer, Mein Herz und andere schwarze Löcher...). Einige schildern dabei die Depression in all ihrer Furchtbarkeit und Übermacht, andere geben dem Leser zugleich das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels mit auf den Weg. Zu diesen Büchern gehört auch Matt Haigs Werk, allerdings finde ich einige seiner "Lichtpunkte" für Leser, die selbst mit Depressionen ringen ein wenig problematisch.

Zunächst sei gesagt; es ist die persönliche Geschichte des Autors. Er berichtet authentisch, ohne fiktive Einschläge und schreibt nunmal wie er alles erlebt hat und was ihm persönlich geholfen hat. Das ist gut und richtig so, trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich dieses Buch womöglich manchen Leuten nicht empfehlen würde, da er sich enorm auf seine Partnerschaft stützt. Dass seine Beziehung seine jahrelanges Leiden nicht nur überstanden, sondern weitesgehend gestützt hat ist natürlich ebenso bemerkenswert wie schön. Allerdings gibt es sehr viele Beziehungen, die einer solchen Belastung nicht stand halten bzw. ausreichend Menschen, die ohne eine solche Stütze mit ihren psychischen Problemen ringen müssen. Ich selbst bin Depressionen näher gekommen, als ich es mir gewünscht hätte und denke nicht, dass es besonders erfreulich ist zu lesen, dass jemand mit großer Hilfe einer scheinbar unerschütterlichen Liebe den Weg zurück in ein gesundes Leben findet.

Wie gesagt -es ist seine persönliche Geschichte- es hat sich genau so ereignet, ich möchte lediglich, ebenso wie meine Kollegin, anmerken, dass diese Tatsachen für manche Leser sicher nicht unproblematisch sondern womöglich sogar kontraproduktiv sind. Aber auch abgesehen von dieser Tatsache konnte das Buch bei mir nicht wirklich einschlagen, wobei ich nicht mehr genau definieren kann, worin es liegt. So habe ich die witzigen Einschläge (die ich prinzipiell sehr gut finde) natürlich bemerkt, aber leider konnten sie mich nicht wirklich zum Schmunzeln anregen. Da das aber möglicherweise an meiner eigenen Stimmung gelegen hat, möchte ich nicht mehr viel darüber lamentieren.

So konnte ich selbst zwar leider nicht ganz in die Geschichte finden, möchte aber trotzdem gerne betonen, dass der Autor eine sehr gute Herangehensweise an das Thema hat. Ich finde seine Ehrlichkeit bewundernswert und denke, dass gerade für Leser die Depressionen besser verstehen möchten dieses Buch einen sehr guten und dabei sogar noch leichten Einstieg bietet. Ich finde es ausgesprochen wichtig, dass es Bücher zu diesem Thema gibt und hoffentlich noch viele geben wird, die auch für eine breitere Leserschaft einen guten Zugang ermöglichen. Dazu gehört dieses Buch definitiv.

Fazit:


Wenngleich ich mich selbst nicht so auf das Buch einlassen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte, finde ich dass der Autor den Lesern einen sehr guten, humorvollen Zugang zum Thema Depression bietet. Bei Betroffenen würde ich jedoch wie erwähnt eher vorsichtig mit Empfehlung dieser Lektüre sein.

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Titel: Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben
Autor: Matt Haig
Sprache: Deutsch
Verlag: dtv
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten

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