Inhalt:
Der verarmte, ehemalige Student Raskolinikow lebt in einem heruntergekommenen Zimmer in Petersburg und hat große Schwierigkeiten seine Lage zu ertragen. Er verbringt die Zeit hungernd mit Spaziergängen und brütet dabei ärgerlich vor sich hin. Dabei beginnt er Pläne zu schmieden, die darauf abzielen die Wucherin, bei der auch er Kredite zu begleichen hat zu ermorden.
Mistys Meinung:
Als ich dieses Buch in dieser schönen Ausgabe, die dabei durchaus erschwinglich ist, in einem Buchladen entdeckte dachte ich bei mir: "Jetzt wird es aber wirklich einmal Zeit die russische Literatur anzugehen!". Welch tapferer Plan! Überhaupt da von allen Seiten immer mal wieder gerne von diesen als "seeehr schweeeerer" Lektüre gewarnt wird. Doch dies stachelte mich in diesem Fall sogar noch mehr an, da ich mich selbst davon überzeugen wollte ob Dostojewksi und Tolstoi nun wirklich so schweeeer sind wie alle behaupten.
Nun, die ersten 400 Seiten fand ich die Vorurteile diesen Büchern gegenüber wirklich nicht gerechtfertigt und die Geschichte des geistig verwirrten, grimmigen Raskolnikow sehr interessant. Mir sind ja schon sehr viele, nennen wir sie einfach "Miesepeter"-Figuren in meinen bisherigen Lesejahren begegnet, etwa bei Kafka oder Thomas Bernhard, aber ich würde mich wirklich behaupten trauen, dass Raskolnikow sie alle mit Abstand schlägt. Ich war jedesmal wieder erstaunt, wenn sich etwas Positives (meist in Form von finanzieller Unterstützung) für ihn auftat, das er jedoch immer wider Erwarten ignorierte oder ablehnte.
Die Gedanken und Erkenntnisse dieser durchaus genialen Figur waren dabei ebenfalls sehr spannend und ich hatte kaum jemals das Gefühl (möglicherweise auch wegen der guten Übersetzung), dass es sich dabei um einen Roman von 1860 handelt. Nach den ersten 400 Seiten wurde ich jedoch den ausschweifenden Dialogen, die mir anfangs noch zugesagt hatten, etwas müde. Zudem fand ich schließlich Raskolnikow -wie wohl auch so intendiert- wirklich anstrengend. Seine Phantasien von großen historischen Figuren, denen es erlaubt ist über das Gesetz hinwegzusteigen und es selbst zu gestalten wiederholen sich schließlich ebenfalls etwas zu viel.
Die Schilderung der gesellschaftlichen Verhältnisse und Ungerechtigkeiten durch Armut bleiben jedoch bis zuletzt ebenso interessant wie erschreckend und dabei kommen immer wieder neue Facetten zum Vorschein. Auch als Kriminalroman bleibt die Geschichte an sich eigentlich spannend, da die aufreibenden verbalen Auseinandersetzungen Raskolnikows mit dem Polizeibeamten Petrowitsch immer gekonnt erneuern. Da ich selbst jedoch kein großes Interesse an Kriminalgeschichten habe wurde mir diese mit ihren Ausschweifungen schließlich zu lang.
Fazit:
An sich spannender Roman, der sich auf einen ebenso genialen wie wahnsinnigen Protagonisten stützt, der die Handlung an den meisten Stellen auch trägt. Allerdings bewahrheiten sich für mich einige der Vorurteile gegenüber den russischen Klassikern, namentlich die vorhandene Schwermütigkeit und die etwas ermüdende Länge.
Hallo Misty,
AntwortenLöschenna da hast Du Dir mal wieder einen echten Klassiker rausgesucht.
Die Russen im alten Stil schreiben, glaube ich so wie sie in ihrer Zeit auch gelebt haben.
Immer etwas traurig ...aber toll wenn es etwas zu feiern gab.
LG..Karin..
Du hast den Wälzer besiegt, herzlichen Glückwunsch!
AntwortenLöschenIch muss ja zugeben, dass mich solche "Brummer" oftmals ziemlich abschrecken. Die russischen sowieso.
"Anna Karenina" würde ich aber gerne mal lesen, zusammen mit anderen Ehebruchromanen wie "Effi Briest" und "Madame Bovary".
"Anna Karenina" wäre momentan auch der einzige russische Wälzer, der mich reizt.
Von Dostojewski habe ich aber mal die Novelle "Weiße Nächte" gelesen. Die las sich sehr angenehm und kann ich nur empfehlen. :)