Seeeeeehr lange lag dieses Buch angefangen auf meinem Nachtkästchen und tatsächlich musste ich es in der in dieser Zeit gleich zweimal verlängern lassen weil ich mich einfach nicht aufraffen konnte es zu lesen aufgrund anhaltender Leseflaute. Das arme Werk sah so den Sommer vergehen und erst als die ersten bunten Blätter über den Friedhof geweht wurde stellte ich mich dieser "Plage" wieder.
Inhalt:
In der südafrikanischen Stadt Oran scheint es besinnlich zuzugehen, ehe mit einem Male die Ratten zu tausenden aus dem Untergrund schlüpfen um auf den Straßen und Plätzen der Stadt zu sterben. Die anfängliche Bewunderung der Einwohner schlägt bald in Entsetzen um als sie begreifen müssen, dass die Tiere dabei einen hartnäckigen Pest-Erreger auf die Menschen übertragen haben. Die Stadttore werden verschlossen und somit sehen sich ihre Bewohner in dieser Abgeschlossenheit ganz alleine mit der Seuche konfrontiert.
Mistys Meinung:
Da ich mir immer wieder gerne einen Weltliteratur-Klassiker schnappe um ihn auf meiner persönlichen, rein im Kopf existierenden Liste abhaken zu können erschien mir dieses Werk genau richtig und ich wurde nicht enttäuscht.
Obwohl ich eigentlich absolut kein Fan von Dystopien und "Katastrophen-Literatur" (wie auch immer die genaue Definition sein mag) bin konnte ich an dieser Geschichte sofort Gefallen finden. Der Ausbruch der Krankheit wird zwar relativ realistisch beschrieben, doch erfolgt dies rein durch die Perspektive der Figuren und des Erzählers, der sich selbst als zur Stadt gehörend zu erkennen gibt. Dadurch stehen vor allem die Handlungen und Gedanken der Figuren im Vordergrund, die Pest wird zunächst durch sie eher beiläufig erwähnt, wenn sie sich auch immer mehr in deren Bewusstsein drängt.
Zwar ist zu erwähnen, dass die Figuren für mich etwas abgeflacht erschienen, was sie aber nicht weniger interessant macht, besonders wenn man das Buch als Parabel lesen möchte. Die Gedanken und vorallem die Ergebnisse zu denen die Hauptcharaktere kommen sind mitunter sehr philosophisch und wirklich schön formuliert, sodass ich mir fast schon seitenweise Textstellen heraus geschrieben habe.
Fazit:
Ein absolut lesbares Buch mit vielen wertvollen Figuren-Gedanken, welche die manchmal spürbare Einseitigkeit der Charaktere gut aufheben.
Leseprobe:
"Er wußte, was seine Mutter dachte und daß sie ihn in diesem Augenblick liebte. Aber er wusste auch, daß es nicht vie bedeutet, einen Menschen zu lieben, oder zumindest, daß eine Liebe nie stark genug ist, um den ihr gemäßen Ausdruck zu finden. So würden er und seine Mutter sich immer schweigend lieben. Und sie würde ihrerseits sterben - oder er- ohne daß sie ihr Leben lang aneinander ihre Zuneingung deutlicher hatten bekennen können. Genauso hatte er neben Tarrou gelebt, und dieser war nun tot, ohne daß ihre Freundschaft Zeit gehabt hätte, wirklich gelebt zu werden. Tarrou hatte, wie er sagte, die Partie verloren. Aber was hatte er, Rieux, gewonnen? Er hatte nur gewonnen, die Pest gekannt zu haben und sich daran zu erinnern, die Freunschaft gekannt zu haben und sich daran zu erinnern, ihre Zuneingung zu kennen und sich eines Tages daran erinnern zu dürfen. Alles, was der Mensch beim Spiel der Pest und des Lebens gewinnen konnte, waren Erkenntnis und Erinnerung."
*Albert Camus: Die Pest. Hamburg: Rowohlt Verlag 1997, S.330
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Titel: Die Pest
Autor: Albert Camus
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 349 Seiten
Der Camus hatte ja auch nichts Dystopisches im Sinn, eher sprach er auf diese Art und Weise gesellschaftliche Zustände an.
AntwortenLöschenMir hats auch gefallen. außerdem hab ich noch viel "abzuhaken"
Grüße aus MeckPom
Dann ist die herkömmliche Definition von Dystopie wahrscheinlich für den Text nicht so passend, aber ich finde trotzdem, dass die Geschichte zumindest einige dystopische Elemente aufweist. Gerade weil er damit gesellschaftliche Zustände/Probleme ansprechen wollte :) - das ist ja durchaus die Funktion der meisten "richtigen" Dystopien.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Bei "Die Pest" hat es mir tatsächlich an der Pest gefehlt! Hier habe ich schon gehofft, dass Camus mehr die Pest-Epidemie an sich anspricht und nicht so sehr die gesellschaftliche Entwicklung während dieser Phase.
AntwortenLöschenTrotzdem bin ich froh, dass ich es gelesen habe.
Liebe Grüße,
Nicole