Donnerstag, 26. Juli 2012

GRIM: Das Siegel des Feuers [Verriss-Rezension]

Warnung: Alle jenen, die gerne objektive und sachliche Buchrezensionen lesen wird empfohlen sich von diesem Post fernzuhalten.

Handlung:


Der Gargoyle Grim lebt in Paris und führt seine Aufträge für die OGP (Offizielle Gargoyle Polizei) aus, die ihn immer wieder durch die Menschenwelt führen. Zwar ist es seine Aufgabe das Steinerne Gesetz zu wahren, das seinem Volk untersagt die Menschen von seiner Existenz erfahren zu lassen, doch als die 17-jährige Mia von Hybriden überfallen wird, rettet er sie und bringt sie in seinen Unterschlumpf.

Damit stellt er sich nicht nur gegen sein eigenes Volk, sondern bringt die Hybriden auch um ein wichtiges Artefakt. Ein Pergamentstück, welches vom Siegel des Feuers verschlossen ist und das von ihren Bruder übergeben wurde. Es birgt Wissen, dass sowohl die Welt der Menschen als auch die Anderwelt aus den Angeln heben kann.

Mistys Meinung


Nun...eine Geschichte mit Gargoyles finde ich prinzipiell eine sehr gute Idee und die verschiedenen Figuren im Buch sind mir auch sehr sympatisch und mitunter auch originell erschienen. Es kam mir sehr entgegen, dass die Geschichte sich wenig mit unnötigen Beschreibungen aufgehalten hat und stattdessen einiges an Handlung und Konflikten geboten hat...allerdings bin ich durch diese Handlung gestolpert wie ein besoffener Gargoyle und zwar über eine sprachliche Wurzel nach der anderen...was es mir unmöglich gemacht hat die Geschichte auch nur annähernd zu genießen.

Die Sprache der Figuren wirkt nicht authentisch und ist sooft durchzogen von Information, die eigentlich für den Leser bestimmt ist, aber keinerlei Sinn im Austausch der Protagonisten erfüllt. Die Hauptfunktion der Fantastik ist es nämlich nicht Dialoge zu entwerfen, die soweit von der Wirklichkeit entfernt sind wie möglich! Doch damit noch nicht genug-

In einer anderen Rezension durfte ich lesen, die Autorin dieses Werkes hätte eine bildhafte Sprache. Das ist richtig. Das haben wohl einige Autoren...

...allerdings besteht ein Unterschied dazwischen ob man Leonardo da Vinci an eine Leinwänd lässt oder einen dreijährigen Delphin. Zwar wären beide gleichermaßen in der Lage ein Bild zu malen, die Qualität der Resultate würde jedoch stark abweichen. Cornelia Funke beispielsweise bedient sich einer sehr bildhaften Sprache, nur bei ihr funktioniert diese auch und verleiht ihren Büchern einen sehr poetischen Anstrich.Gesa Schwarz hingegen - so kommt es mir vor- zieht erstmal Gummistifel an, hüpft damit in die sprachlichen Farbtöpfe und malträtiert die Bildfläche damit so wild, dass sie an einigen Stellen sogar einreißt. War das ein übertrieben bildhafter Vergleich? Gut, denn ich möchte ihn verwenden um das Lieblingsstilmittel, das in diesem Buch vorzufinden ist, einzuleiten...

...den Vergleich! Würde ich jedes "wie" und "als" in dem Buch mit einem gelben Leuchtstift anstreichen, würde die neue Farbgebung einem Telefonbuch Konkurrenz machen. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn diese Vergleiche funktionieren oder wenigstens gut klingen würden! Sie sind jedoch in den meisten Fällen dermaßen übertrieben, dass sie entweder lächerlich prosaisch wirken oder schlichtweg falsch sind.
Um meine zugegeben boshafte Ansicht zu untermauern, werde ich jetzt noch meine Top10-Textstellen des Buches präsentieren.

Top 10 Lesestellen:*

 


Platz 10: "Törichtes Steinhirn", zischte der Dämon und verzog den Mund des Menschen zu einem boshaften Lächeln. "Wer bist du, dass du mir befehlen willst? Ich weiß- dein Volk hat die Schlacht von Prag gewonnen, jene Schlacht, die uns Dämonen beinahe auslöschte und die Erde auf ewig schwarz färbte vom Blut der gefallenen Vampire. Ihr habt gesiegt - ihr habt die Macht über die Schattenwelt an euch gerissen...[...]"
 -Also ich habe schon Lexika gelesen, in denen Information subtiler verpackt war!

Platz 9:  "Ein zäher Schmerz puckerte in ihren Schläfen."
 -Ich habe dieses Verb noch nie gehört, aber wenn überhaupt würde ich bestenfalls einen Dampfer puckern lassen.

Platz 8: "Nur im letzten Moment konnte er seine Klauen davon abhalten, einem im Dickicht versteckten Eichhörnchen durch einen ungeschickten Tritt die ewige Vernichtung zu bringen."
-Ja, ich verteufle auch immer Autofahrer die den armen Igeln die ewige Vernichtung bringen...

Platz 7: "Das letzte Wort streifte Mia wie ein Schmetterlingsflügel"
-.-'

Platz 6:  "Ein Kaleidoskop an Düften ergoss sich in seine Lunge, er roch Pflanzen [...]"
-Das einzigartige, wunderbare Riechorgan des Menschens...die Lunge.

Platz 5: "Aus ihnen stammte ein Großteil des Baumaterials [...] und sie hatten den Bauch der Stadt ausgehöhlt wie ein kariöses Gebiss."
-Goethe wäre neidisch.

Platz 4: "Sie hatte grüne Augen wie das Meer bei einem Gewitter."
-Wer liebt diesen Moment nicht..wenn einen das Meer während eines Gewitters mit seinen grünen Augen anstarrt.

Platz 3: "- sonst beginnt das Ding zu kreischen wie ein sterbendes Rehkitz."
- 'Unter dem Mähdrescher' wäre noch ein schöner Zusatz gewesen.

Platz 2: "Ihr dunkles Haar umrahmte ihr Gesicht wie Seide ein zerbrechliches Juwel."
-Zebrechlichkeit...die bekannteste Eigenschaft der Juwelen. Besonders des Diamanten.

Platz 1: "Seine Züge verfinsterten sich, als hätte er auf eine schlechte Nuss gebissen."
-Ein zwei Meter großer Gargoyle-Krieger ist sauer....und schaut folglich drein als hätte er auf eine schlechte Nuss gebissen...welch naheliegender Vergleich!


So, mir tut von diesen sprachlichen Experimenten der Schädel weh als würde ein zitternder Oktopus dranhängen. Für jene die glauben dieser Satz gerade hätte keinen Sinn ergeben sollen bitte das Buch lesen und werden erkennen müssen, dass heutzutage weit gewagtere Vergleiche von Lektoren gutgeheißen werden.

Ich hingegen werde mich jetzt einer sprachlichen Entgiftungskur unterziehen und vorher noch die Friedhofstore zumauern, damit keine Nussbeißenden Gargoyles mehr herein flattern können.

*Alle Zitate (in gleicher Reihenfolge wie die Plätze) aus: Gesa Schwartz: Grim. Das Siegel des Feuers. Köln: LYX 2010, S.11/12, S.243, S.67, S.65, S.68, S.89, S.72, 164. S.72, S.255
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Titel: Grim. Das Siegel des Feuers
Autor: Gesa Schwartz
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 677 Seiten
Reiheninfo: Band 1 der Grimtrilogie

3 Kommentare:

  1. Ich lese zwischen den Zeilen heraus, daß du dir doch nicht den zweiten Teil kaufen wirst. Eigentlich schade. Wo sich doch da die Worte sicher auch aneinanderreihen wie verlegene Hühner, die auf der Suche nach Nahrung durch ihren immer noch nicht saubergemachten Stall irren.

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    1. Sehr schöner Vergleich, hast du schonmal in Betracht gezogen vielleicht einen kleinen Wälzer zu verfassen?

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    2. Ich habe sogar schon in Betracht gezogen, einen *großen* Wälzer zu verfassen! Aber ich glaube, gegen die Sprachgewalt dieses Werkes würde ich nur abstinken wie ein ungewaschener Hund, der beim Verbuddeln eines eh schon unappetitlich angenagten Knochens den halben Acker ins porentief rein geputzte Haus schleppt.

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