Sonntag, 23. September 2018

Das Jahr des Erwachens [Rezension]

Eigentlich hab ich ja grundsätzlich einen relativ strikten Leseplan, der mir helfen soll beim Abbau meines beinah einstürzenden Sub-Turmes zu helfen. Doch dann schummeln sich halt doch immer wieder so gutaussehende, interessant klingende Novis hinein, denen ich einfach nicht widerstehen kann. Meist entsprechen diese aber dann genau meiner Leselaune, weswegen sie dann auch recht schnell verputzt werden.



Inhalt:


North Carolina in den 1930er Jahren, der Zeit der Weltwirtschaftskrise: Theodora Atwell ist fünfzehn Jahre alt, als sie in das Yonahlossee Riding Camp, ein Pensionat für höhere Töchter aus dem amerikanischen Süden, geschickt wird, weil ihre Eltern sie für einen Unglücksfall in der Familie verantwortlich machen. Das Internatsuniversum mit seinen strikten Regeln und den Ritualen der Mädchen, die sich durch Reichtum, Schönheit und Reitkünste definieren, steht in krassem Gegensatz zu der freien Kindheit, die Thea zu Hause in Florida erlebt hat. Doch anstatt dass Theas Temperament gebändigt wird, bricht die Natur sich ihre Bahn, und ein Skandal droht, als sie sich auf eine riskante Affäre einlässt.

Mistys Meinung:


Da habe ich mir jetzt mal ein Buch gekrallt, dass eigentlich nicht direkt in mein übliches Beuteschema fällt, aber der Klappentext hat mich irgendwie sogleich angelacht und hey, bekanntlich liebe ich ja Pferde.

Mit diesem Spontangriff war ich jedenfalls letztlich sehr zufrieden und ich hab dieses Buch praktisch fast in einem Rutsch gelesen, es kam meiner Lesestimmung wirklich sehr gelegen. Zunächst musste ich mich noch etwas mit dem wirklich sehr schlichten Schreibstil arrangieren. Also poetische Höchstleistungen sind keine zu erwarten, aber es gibt auch keine sprachlichen Faux-Pas, ein Lesefluss war durchaus gegeben.

Inhaltich fand ich dieses Buch auf mehreren Ebenen interessant. Zum einen schildert es die Verhältnisse junger Mädchen bzw. Frauen in den 30er Jahren (in Amerika). Ich kann natürlich schlecht nachvollziehen, ob nun alle Schilderungen auch wirklich authentisch sind, doch für mich erscheinen sie plausibel. Allein das war für mich schon spannend zu verfolgen. Aber auch die Handlung, die sich etwas abseits meiner Erwartungen entwickelte konnte mich packen. Mir gefiel es, dass das Leben im Mädcheninternat nicht durch ausschließlich unausstehbare Aufseherinnen geprägt ist, die Autorin hat viel mehr realistische Charaktere mit ambivalenten Stimmungen und Reaktionen geschaffen.

Spannungsbögen werden gleich zwei geschaffen, einerseits durch Theas aktuelles Leben im Internat, andererseits durch das sich langsam lüftende Geheimnis ihrer Vergangenheit wegen dessen sie ihr Zuhause ursprünglich verlassen musste. Die Autorin arbeitet hier wirklich sehr geschickt auf zwei Zeitebenen und hat mich ausgesprochen gut bei der Stange gehalten. Dass die Hauptfigur ein sehr ernstes Mädchen ist muss man hinnehmen, ich fand es aber aufgrund der Verbanndung aus ihrer Familie, die sie praktisch dazu zwingt erwachsen zu werden, durchaus nachvollziehbar. Mitunter hat sie wiederum kindische Züge, aber auch das erschien mir für ihr Alter sehr glaubhaft.

Fazit:


Der Roman ist zwar wegen des einfachen Schreibstils nicht gänzlich perfekt, aber ansonsten ein wirklich spannender Zeitvertreib und sehr sehr packend.

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Titel: Das Jahr des Erwachens
Autorin: A. Beatrice Disclafani
Verlag: C. Bertelsmann
Sprache: Deutsch
ebook: 448 Seiten

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