Inhalt:
Im Jahre 1166 ist Irland in viele kleine Reiche zersplittert, die sich aufgrund ihrer kriegerischen Herren immer wieder gegenseitig bekämpfen und aufgrund alter Fehden rächen. Auch der Kriegsherr Ascall von Toora möchte augrund einer alten Schmach Rache üben und greift die benachbarten O'Bjolans an, um deren Schwester Caitlín zu rauben. Ihr Schicksal und das deren vieler anderer Iren ist geprägt von der Grausamkeit der jeweiligen Machthabern und verzweifelt versuchen sie um ihr Überleben zu kämpfen und zugleich selbst die Fäden der Macht in die Hände zu bekommen.
Mistys Meinung:
Wie erwähnt sprach mich der Inhalt dieses Buches sehr an und ich wollte sofort am blutigen Abenteuer und den Schlachten in Irland teilhaben. Ein Kritikpunkt, den ich in vielen Rezensionen gelesen hab waren die vielen verwirrenden Namen, die in dem Buch im Laufe der Handlung auftauchen. Diesem Punkt kann ich mich wirklich überhaupt nicht anschließen, ich finde die Figuren angesichts der Länge und der umfangreichen Handlung sehr überschaubar. So hat das Namensregister am Ende gerade einmal vier Seiten - vergleicht man dies mit Martins Epos so bekommt man mit dessen Appendix locker die zehnfache Menge! Zudem hat sich die Autorin hier die Mühe gemacht die unausprechbaren Namen mit einer leicht lesbaren Lautschrift zu versehen. Damit bin ich persönlich ausgesprochen gut zurecht bekommen und es ist mir kein einziges Mal passiert, dass ich Figuren verwechselt hätte.
Den Mangel, den ich jedoch auf den vielen Seiten immer wieder vor Augen hatte waren -ja wer viele Rezensionen von mir liest wird hier gleich etwas wiedererkennen - die Dialoge. Ich weiß, diesbezüglich bin ich vielleicht etwas überempfindlich, wenngleich ich nicht einmal weiß woher dies kommt. Vielleicht habe ich während meines Studiums zuviele Linguistikkurse besucht, die sich damit befasst haben, auf jeden Fall stört es mich in Geschichten immer extrem wenn mir die Dialoge der Figuren unnatürlich vorkommen. Darunter verstehe ich Aussagen, die in Wirklichkeit nunmal niemand von sich geben würde, sei es weil Zeitformen in der Umgangssprache so nie gebraucht werden oder Formulierungen viel zu umständlich oder hochgestochen wirken. Ebenfalls enorm störend empfinde ich "expositorische" Aussagen von Figuren, also Informationen, die die Charaktere nicht bräuchten jedoch speziell für den Lesern ausformuliert werden. In diesem Buch gab es davon reichlich und leider haben sich zudem fast alle Figuren -vom einfachen Bauern bis zum König- sprachlich ausgefeilter Metaphern bedient, die sich zwar sehr schön anhören und auch in manchen Situationen wunderbar gewirkt haben, aber leider die Authentizität für mich zusätzlich geschmälert haben.
Für mich ist es durchaus greifbar, dass ein rhetorisch begabter Händler, wie er in dieser Geschichte auch vorkommt, geschickte Formulierungen und bildhafte Beschreibungen einzubringen weiß, bei all den einfachen Bauern und Kriegern finde ich das jedoch sehr unglaubhaft. Damit man auch nachvollziehen kann, was genau ich damit meine, werde ich nun ein kleines Zitat einbringen:
"Weiß Gott, der Sieg über McGiolla Padraic ist ihm nicht in die Hände gefallen wie ein reifer Apfel. Nein, noch grün war dieser und hing ganz oben am Baum. Um ihn zu greifen, musste man sich durch dichtes Geäst kämpfen, bis die Hände klebrig vom Harz und rau von der harten Rinde wurden"*
Solche und ähnliche Formulierungen kamen leider derart oft und von allen beteiligten Figuren vor, dass ich es als störend empfand. Doch nachdem ich jetzt ausführlich über diesen Mangel gejammert habe, möchte ich nun zum positiven Teil kommen, der trotz dieses großen störenden Punktes für mich letztlich überwogen hat. Wie bereits erwähnt fand ich die vielen verschwiedenen Figuren durchaus angebracht und ich finde, dass sie allesamt einen guten vielschichten Eindruck über die damaligen Ereignisse vermitteln konnten. Die Autorin bringt zudem nicht nur die großen geschichtlichen Ereignisse ein, sondern nimmt sich auch die Zeit das Leben der ärmeren Menschen ins Detail zu beschreiben und macht dabei auch nicht Halt vor all den weniger appetitlichen Zuständen, die zu dieser Zeit nunmal noch weit verbreitet waren. Weder Krankheiten, noch Hygienemängel werden dabei ausgelassen. Das machte es für mich wiederum recht realisitisch und ich folgte den Charakteren gerne durch ihr hartes Leben.
Ebenfalls recht stimmig fand ich die Versuche der verschiedenen Figuren selbst nach der Macht im Land zu greifen, in dieser Hinsicht erinnerte die Geschichte tatsächlich an Game of Thrones, wobei dieses Buch der Brutalität dieser Reihe eigentlich in nichts nachsteht. Einen romantischen Historienroman sollte man also hier lieber nicht erwarten, wenngleich ein klein wenig Romantik auf den vielen Seiten auch Platz findet und das ebenfalls in sehr realistischer Ausführung.
So gefiel mir das Buch letztlich trotz des großen Abzugs ganz gut und es gelang mir meistens mich mit den Dialogen zu arrangieren. Abgesehen davon fand ich es auch überhaupt nicht langwierig oder gar langweilig, wenngleich natürlich auch ich meine Favoriten unten den handelnden Figuren hatte, deren Leben ich lieber verfolgt habe, als das anderer.
Fazit:
Ein Buch, das auf sehr vielen Ebenen das grausame Leben des Köngreichs von Irland realistisch zu beschreiben weiß, jedoch bei den Dialogen für meinen Geschmack sehr übertreibt. Trotzdem eine gut lesbare Geschichte.
Vielen Dank an blanvalet für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
*Seite 514
----------------------------------------------------------
Titel: Die Herren der grünen Insel
Autorin: Kiera Brennan
Verlag: blanvalet
Sprache: deutsch
Gebundene Ausgabe: 960 Seiten
Guten Morgen!
AntwortenLöschenIch fand das Buch ja wirklich klasse - aber jetzt, wo du die Dialoge erwähnst, das stimmt. Das ist mir tatsächlich auch aufgefallen.
Aber hier war ich so von der Geschichte gefesselt, dass ich das wohl etwas ignoriert habe *lach* Das passiert mir manchmal, wenn mich ein Buch sehr begeistert; da übersehe ich dann sowas ganz gerne :D
Aber gefallen hat es dir ja trotzdem, das ist die Hauptsache!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Aleshanee!
LöschenJaaa, ich habe auch versucht die Dialoge zu ignorieren bzw. wenn es sehr spannend wurde ist mir das auch problemlos gelungen, nur gab es dann wieder Passagen wo sie mir wirklich störend ins Auge gestochen sind xD
Ja, letztlich konnte die Geschichte siegen, wuhuu :)
Guten Morgen!
LöschenDeine Rezi ist mir irgendwie im Gedächtnis geblieben :D Deshalb hab ich sie heute gleich mal mit in meiner Stöberrunde verlinkt :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey :)
AntwortenLöschenTolle Rezi, ich habe mir das Buch auf der Lesung im Rahmen der LBM gekauft und werde es bestimmt auch bald lesen, ich bin sehr gespannt wie es mir gefallen wird =)
liebe Grüße, Meike
Hallo Misty,
AntwortenLöschenexpositorische Dialoge stören mich auch enorm und ich freue mich, dass ich dank deiner Rezension jetzt den richtigen Ausdruck dafür gefunden habe.
Das Buch reizt mich einerseits sehr, andrerseits schreckt mich die Epoche etwas ab, weil ich mit dieser Zeitspanne nicht so viel anfangen kann. Vielleicht zieht es hier noch ein, mal abwarten.
Liebe Grüße,
Nicole
Ugh die Dialoge sind ja wirklich... naja. Das Beispiel das du gegeben hast lässt mich jetzt wirklich zögern, dieses Buch noch auf der Wunschliste zu lassen. Das ist mir auch eine Nummer zu schwülstig... Da rollen sich mir meine Eulenkrallen hoch.
AntwortenLöschenAber die Geschichte an sich scheint ja wirklich toll zu sein. Hm... Es fliegt wohl noch nicht ganz runter, aber rückt auf jeden Fall auf der Prioritätenliste deutlich nach hinten :/.
Danke dir für die aufschlussreiche Rezi ;). Jetzt weiß ich wenigstens, was ich zu erwarten hätte.
Liebe Grüße
Insi Eule
Huhu :-)
AntwortenLöschenDa mich Irland sehr reizt (und meine Schwägerin in spe mit ihrer Familie auf die grüne Insel ausgewandert ist), habe ich mit diesem Buch auch schon geliebäugelt. Da ich aber momentan erst einmal meine absoluten Must-Reads vom SuB und die tollen Neuzugänge vom März lesen möchte, muss es sowieso noch warten.
Wenn ich dann aber bei dir von einer 'lesbaren Geschichte' lese, muss ich mir das noch einmal genau überlegen.
lg Favola