Sonntag, 19. Juli 2015

Fräulein Niemand [Rezension]

Jahre (!) ist es her, dass ich dieses Buch aus einer Flohmarktkiste zog und wegen seines interessanten Covers sofort mitnehmen musste. Oft habe ich es seither aus dem Regal gezogen, um es nach wenigen Seiten wieder dorthin zurück zu verfrachten, doch vorm Motto des SuB-Abbaus im Juli konnte ich mich einfach nicht drücken. Wenn ein Buch als SuB-Leiche bezeichnet werden kann, dann doch wohl dieses!


Inhalt:


Die 15-jährige Marysia lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrer Familie auf dem Land, wo sie sich mit ihren Eltern und Geschwistern ein einziges Zimmer teilt. Als es ihrem Vater gelingt eine weitaus größere Wohnung in der Stadt zu bekommen ist sie von diesem Umzug begeistert. Doch dadurch wird auch ein Schulwechsel unweigerlich und plötzlich sieht sie sich als ruhiges, liebenswertes Mädchen den reichen, weltgewandten Mädchen ihrer neuen Klassen gegenüber gestellt.

Mistys Meinung:


Ich bin wirklich sehr froh, dass ich dieses Buch von seinem staubigen SuB-Plätzchen befreien konnte, da es wirklich ein ganz eigenes und besonderes Leseerlebnis war. Allein das Cover von zwei Mädchen, die sich -soweit ich das korrekt erkennen kann- unter Wasser schminken hat ein ganz eigenes Flair. Ich könnte mich nicht erinnern schon einmal einen vergleichbaren Einband gesehen zu haben.

Die Geschichte an sich folgt ebenfalls einem ganz eigenen Stil, der sich in erster Hinsicht durch die Sprache der Autorin äußert. Ich weiß nicht ob es unter anderem an der Übersetzung vom Polnischen ins Deutsche liegt, oder die Formulierung an sich einfach so außergewöhnlich ist. Mit dem Präsens musste ich mich zunächst wieder einmal langsam anfreunden (damit werde ich mich in Büchern wohl nie so einfach abfinden können...), aber abgsehen davon sind viele Passagen sprachlich sehr gelungen und ich habe mir seit langem wieder einmal einige Zitate notiert.

Auch die Handlung ist ebenso interessant wie merkwürdig, an vielen Stellen geht dabei die Wirklichkeit in die Träume oder Einbildungen der Hauptfigur über. Marysias Entwicklung ist dabei allerdings sehr schön zu verfolgen und gerade für das Alter recht stimmig, das Buch lässt sich also eigentlich auch recht schön als Jugendbuch lesen. In manchen Kapiteln erscheinen jedoch die Reaktionen der Figuren etwas seltsam, bishin zu manisch, was mich als Leser doch immer wieder etwas grübeln ließ. Die Formulierungen und Gespräche der weiblichen Charaktere werden dabei zunehmend obszöner und vulgärer, was mich ebenso überraschte. Die Erzählung ist daher sicherlich nicht für jeden geeignet.

Ich empfand das Buch aber gerade deswegen als sehr interessant und an manchen Stellen auch als eine Herausforderung, wenngleich mir die letzten Kapitel als etwas zu drastisch in Erinnerung sind. In Summe jedoch aber wirklich eine spanndende Erzählung der anderen Art.

Fazit:


Ein sprachlich sehr interessanter Roman, der es versteht sich von üblichen Geschichten abzuheben und vermehrt mit Fiktion und Wirklichkeit spielt. Durchaus eine Empfehlung wert!

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Titel: Fräulein Niemand
Autorin: Tomek Tryzna
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 341

2 Kommentare:

  1. Jetzt war ich einige Zeit nicht mehr in der Bücher-Blogwelt unterwegs und auch auf meinem Blog war länger nichts zu hören.
    Jetzt, wo ich wieder mehr oder weniger aktiv bin, musste ich unbedingt auch mal wieder bei dir reinschauen und war umso erfreuter zu sehen, dass du "Fräulein Niemand" rezensiert hast. :)
    Es ist eines meiner Lieblingsbücher und ich bin auch eher durch Zufall, durch Amazon-Lieblingslisten darauf gestoßen. Deine Rezension gefällt mir sehr gut und ich denke, du hast das, was das Buch zu so etwas besonderem macht, schön heraus geschrieben. :)

    Liebe Grüße,
    http://lesenundgrossetaten.blogspot.de/

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    1. Hey!

      Freut mich total dass du das Buch auch kennst :) hätte nicht damit gerechnet, dass es in der Bloggerwelt - die doch recht auf aktuelle Bücher konzentriert ist - jemand kennen könnte. Zumal es ja auch vergriffen ist. Wäre aber wirklich immer noch wet gelesen zu werden :)

      Liebe Grüße!

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