Inhalt:
Der namenlose Erzähler fährt als Wetterbeobachter für ein Jahr auf eine völlig abgelegene Insel im Atlantik um sich dort aus Enttäuschung vor der Menschheit zurück zu ziehen. Kurz nach seiner Ankunft wird er jedoch von humanoiden Fischwesen angegriffen, die seinen erhofften Rückzug in einen bitteren Überlebenskampf verwandeln.
Mistys Meinung:
Mit diesem Buch, das ich auf dem Flohmarkt zum Preis von einem Euro erstehen konnte, habe ich mir definitiv einen unerwartet wertvollen Schatz an Land gezogen. Zunächst war ich aufgrund der Inhaltsangabe eher abgeneigt, aus Neugier -da Fischmenschen in einem normalen Roman doch eher selten auftauchen- habe ich mich dann jedoch daran gewagt und war von Anfang an begeistert.
Der Autor versteht es von Beginn an ausgesprochen tiefsinnig an die Charaktere heranzuführen, die sich sehr schnell als komplexe Antihelden entpuppen und dadurch sowohl Spielraum für Identifikation als auch Ablehnung für den Leser bieten. Trotz der ungewöhnlichen Handlung ist die Geschichte durchgehend realistisch und bringt die Protagonisten wiederholt in interessante Konfliktsituationen im Kampf mit den Fischchimären. Vor diesem ungewöhnlichen Hintergrund verknüpft der Autor Themen wie Literatur, Philosophie, Krieg, Sexualität, Liebe und erzeugt dabei geschickt die gerechtfertigte Frage nach der Definition von Menschsein selbst.
Der unerwarte Verlauf der Handlung gibt einerseits eine genaue Richtung der Interpretation vor und lässt dem Leser trotzdem gleichzeitig einiges offen, was mich durchgehend immer wieder sehr zum Nachdenken angeregt hat und mir zum Teil wirklich zu neuen Perspektiven verhelfen konnte, besonders im Bezug auf Toleranz und Menschlichkeit.
Fazit:
Trotz oder gerade wegen des ungewöhnlichen Inhalts ein unerwartet gutes Buch, das ich wärmsten empfehlen kann, sofern der jeweilige Leser bereit ist sich mit den Konflikten des Menschseins auseinander zu setzen. Ich jedenfalls nehme es begeistert in die Reihe meiner Lieblingsbücher auf.
Leseprobe:
"Kann man jemanden vermissen, über den man nie etwas Gutes sagen könnte? Ja, doch nur auf dem Leuchtturm, wo das Ansehen der Schiffbrüchigen umso größer wurde, je mehr Fehler sie hatten. Auf dem Leuchtturm, wo einem die entfernteste menschliche Natur nahe kam. Batís war für mich ein von Grund aus fremder Mensch gewesen. Er war jedoch auch der letzte Mensch gewesen, den ich je zu Gesicht bekommen würde. Jetzt, wo er nicht mehr da war, traten seine Qualitäten als unerschütterlicher Fels und als Waffenbruder zutage. Unter der Last dieses dermaßen trüben, gleichzeitig aufgeregten und energielosen Kummers, war es mir unmöglich Tod und Wirklichkeit auseinander zu halten."*
*Albert Sanchez Piñol: Im Rausch der Stille.Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2005, S.231
-------------------------------------------
Titel: Im Rausch der Stille
Autor: Albert Sanchez Piñol
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 251 Seiten
Tolle Rezi!! Das Buch ist gleich auf meiner Wunschliste gelandet. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Selina
Freut mich :) Hoffe es gefällt dir ebenso wie mir ^_^
Löschen