Samstag, 6. Oktober 2012

Frost [Rezension]


Da ich den Krankenstand meines Laptops nicht aktzeptieren wollte, nachdem ihm die "N"-Taste herausgefallen war und auch keinerlei Anstalten gemacht habe diesen Missstand zu beheben hat er mir letzte Woche gekündigt und sich in den frühzeitigen Ruhestand zurückgezogen. Zumindest ist das meine persönliche Auslegung bezüglich des "plötzlichen Todesfalles" (die literarische Anspielung möge gewürdigt werden) meines Computers. Seither muss ich für alle computerliche Begehren, inklusive Blogaktivität, auf Ausweichmöglichkeiten wie Bibliothekscomputer etc. zurückgreifen. Dieser Umstand erleichtert es natürlich nicht gerade die Intervalle zwischen den Posts zu verkürzen. Aber für die folgende Rezension habe ich mir kurzzeitig einen Laptop erborgt.




Inhalt:


Ein junger Medizinstudent wird von seinem Vorgesetzten in das abgelegene Tal Weng geschickt um dort dessen Bruder – den Maler Strauch- zu beobachten, der sich dort seit einiger Zeit zurück gezogen hat. Dem Studenten wird aufgetragen das Vertrauen von Strauch zu gewinnen und sein gesamtes Verhalten zu dokumentieren.

Mistys Meinung:


Eigentlich hatte ich zu Beginn meines Studiums den Plan gefasst mich von Thomas Bernhard fern zu halten und garantiert nicht ein einziges Buch zu lesen, da mich die Inhalte und Auszüge, mit denen ich immer wieder konfrontiert wurde, sehr abschreckten. Zudem ließen auch Titel wie "Frost", "Der Keller", "Die Kälte" erahnen, dass es bei seinen Werken nicht gerade um "warme" Literatur handelt.

Da dieses Buch jedoch auf der Challenge-Liste gelandet war beschloss ich mich dem Autor doch noch zu stellen, mittlerweile auch aus eigenem Interesse. Der Anfang war dabei wie schon gedacht eher schwer. Die Inhalt präsentierte sich für mich –dem Titel entsprechend- eher kalt und abweisend und ich musste als Leserin erst selbst durch Geduld damit warm werden. Auf jeden Fall aber war die Lektüre eine unerwartet interessante Erfahrung.

Die Gedanken und Handlungen des –sehr milde ausgedrückt- misantropen Malers nehmen den größten Teil des Buch ein, insofern kommt man nicht umhin sich mit dieser Figur zu beschäftigen. Wenn man das Buch also nicht irgendwann von sich wirft, ist man als Leser seinen Stimmungen ausgeliefert, die ausschließlich düster sind und seine Reflexionen befassen sich ganz mit den Abgründen der Welt, die mit seinen hypochondrischen Bemerkungen noch entsprechend gewürzt werden. Einerseits gibt dieser Charakter Sätze von sich, die ich mir zustimmend notiert habe, andererseits nötigten die negativen Ansichten auch wiederholt zum Augenrollen. So schwankte ich zwischen Mitleid und Abneigung und ging einigen dunklen Gedanken bewusst nicht weiter nach um meine eigene Laune erhalten zu können.

Abgesehen von der Beschreibung des Malers ist auch der restliche Text nicht leicht zu lesen und erfordert einiges an Geduld und vor allem Konzentration. Dadurch ergab sich bei mir mehr das Gefühl einer (gedanklichen) Arbeit nachzugehen, als mich mit dem Lesen zu unterhalten. Gerade dadurch entstand aber auch mehr das Gefühl nach dem Lesen auch etwas erreicht zu haben.

Fazit:


Ein Buch, das sich als ebenso interessant wie düster erweist und sich seinen Klassiker-Rang dadurch auch erhält. Kein Werk für "Zwischendurch", aber die investierte Zeit und Konzentration des Lesers macht sich bezahlt.

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Titel: Frost
Autor: Thomas Bernhard
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 335 Seiten

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