Da ich den
Krankenstand meines Laptops nicht aktzeptieren wollte, nachdem ihm die
"N"-Taste herausgefallen war und auch keinerlei Anstalten gemacht
habe diesen Missstand zu beheben hat er mir letzte Woche gekündigt und sich in
den frühzeitigen Ruhestand zurückgezogen. Zumindest ist das meine persönliche
Auslegung bezüglich des "plötzlichen Todesfalles" (die literarische Anspielung möge gewürdigt werden) meines Computers. Seither
muss ich für alle computerliche Begehren, inklusive Blogaktivität, auf
Ausweichmöglichkeiten wie Bibliothekscomputer etc. zurückgreifen. Dieser
Umstand erleichtert es natürlich nicht gerade die Intervalle zwischen den Posts
zu verkürzen. Aber für die folgende Rezension habe ich mir kurzzeitig einen
Laptop erborgt.
Inhalt:
Ein junger
Medizinstudent wird von seinem Vorgesetzten in das abgelegene Tal Weng
geschickt um dort dessen Bruder – den Maler Strauch- zu beobachten, der sich
dort seit einiger Zeit zurück gezogen hat. Dem Studenten wird aufgetragen das Vertrauen von Strauch zu gewinnen und sein gesamtes Verhalten zu dokumentieren.
Mistys Meinung:
Eigentlich hatte
ich zu Beginn meines Studiums den Plan gefasst mich von Thomas Bernhard fern zu
halten und garantiert nicht ein einziges Buch zu lesen, da mich die Inhalte und
Auszüge, mit denen ich immer wieder konfrontiert wurde, sehr abschreckten.
Zudem ließen auch Titel wie "Frost", "Der Keller",
"Die Kälte" erahnen, dass es bei seinen Werken nicht gerade um
"warme" Literatur handelt.
Da dieses Buch
jedoch auf der Challenge-Liste gelandet war beschloss ich mich dem Autor doch
noch zu stellen, mittlerweile auch aus eigenem Interesse. Der Anfang war dabei
wie schon gedacht eher schwer. Die Inhalt präsentierte sich für mich –dem Titel
entsprechend- eher kalt und abweisend und ich musste als Leserin erst selbst
durch Geduld damit warm werden. Auf jeden Fall aber war die Lektüre eine unerwartet interessante Erfahrung.
Die Gedanken und
Handlungen des –sehr milde ausgedrückt- misantropen Malers nehmen den größten
Teil des Buch ein, insofern kommt man nicht umhin sich mit dieser Figur zu
beschäftigen. Wenn man das Buch also nicht irgendwann von sich wirft, ist man
als Leser seinen Stimmungen ausgeliefert, die ausschließlich düster sind und
seine Reflexionen befassen sich ganz mit den Abgründen der Welt, die mit
seinen hypochondrischen Bemerkungen noch entsprechend gewürzt werden.
Einerseits gibt dieser Charakter Sätze von sich, die ich mir zustimmend notiert
habe, andererseits nötigten die negativen Ansichten auch wiederholt zum
Augenrollen. So schwankte ich zwischen Mitleid und Abneigung und ging einigen
dunklen Gedanken bewusst nicht weiter nach um meine eigene Laune erhalten zu
können.
Abgesehen von der Beschreibung des Malers ist auch der restliche Text nicht leicht zu lesen und erfordert
einiges an Geduld und vor allem Konzentration. Dadurch ergab sich bei mir mehr das
Gefühl einer (gedanklichen) Arbeit nachzugehen, als mich mit dem Lesen zu
unterhalten. Gerade dadurch entstand aber auch mehr das Gefühl nach dem
Lesen auch etwas erreicht zu haben.
Fazit:
Ein Buch, das
sich als ebenso interessant wie düster erweist und sich seinen Klassiker-Rang
dadurch auch erhält. Kein Werk für "Zwischendurch", aber die
investierte Zeit und Konzentration des Lesers macht sich bezahlt.
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Titel: Frost
Autor: Thomas
Bernhard
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 335
Seiten
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