Inhalt:
Benjamin Lee Baumgartner ist halb Hopi-Indianer und halb Deutscher, oder glaubt zumindest eine solche Gen-Kombination aufzuweisen, ganz sicher ist er sich nicht ob er seiner Hippie-Mutter glauben darf. Im Gegensatz zu ihr litt er nämlich die längste Zeit seiner Jugend an der Skrupelkrankheit, die es ihm unmöglich machte zu lügen. Kaum von dieser geheilt kommt er in Berührung mit allen Epidemien der letzten Jahrzehnte.
Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Schweinegrippe scheinen jeweils mit seinen Romanzen einher zu gehen, sodass ihm die Liebe als schlimmste aller Seuchen erscheint.
Mistys Meinung:
Die Hauptfigur Benjamin Lee Baumgartner ist kein offensichtlicher Held oder Schönling, sondern vielmehr ein liebenswürdiger Kauz, was möglicherweise doch recht an Detektiv Brenner erinnert, die Handlung allerdings gestaltet sich um einiges ausgefallener. Die verrückten Ereignisse in seinem Leben werden zusätzlich durch philosophische und linguistische Anekdoten und vor allem typographische Besonderheiten ausgeschmückt. Vom Lesen dieses Werks an einem öffentlichen Ort rate ich daher ab, da man ganz abgesehen vom Schmunzeln einen merkwürdigen Eindruck abgehen wird, wenn man das Buch zunächst bis wenige Zentimeter vor die Nase führt, da die Schrift so klein wird, dann einmal rund herum dreht, da etwas in einer Schleife geschrieben wurde und an einem Punkt kurz resigniert aufgeben muss, da einige Seiten ganz auf chinesisch verfasst wurden.
Solche "Mätzchen" sind natürlich originell, allerdings können sie mich auch nicht endlos begeistern, ebenso wie die verrückte Lebensgeschichte von Benjamin Baumgartner. So sehr sie mich auch zu Beginn begeistert hat, irgendwann verlor das Geschichte doch etwas an Schwung und ich war zufrieden mit der Kürze des Buches.
Fazit:
Bei Anfälligkeit für Haas-Humor ein absolutes "Schmankerl". Wem der trockene Humor jedoch nicht zusagt, der wird sich bei dem Buch wohl trotz der unterhaltsamen Typographie bald schwer tun.
Buchzitat:
"»Eigentlich bin ich Vegetarier. Ich hab mir diesen Beefburger überhaupt nur gekauft, um mit dir ins Gespräch zu kommen«, hätte er fast gesagt. »Weil ich von der gegenüberliegenden Straßenseite deine Zähne aufblitzen sah, als dir der Verkäufer vom Lederjackenstand etwas zugerufen hat, und ich dachte, so strenger Vegetarier bin ich nicht, dass ich nicht auch einmal einen Beefburger essen kann, immerhin lache ich auch über Veganer, die nicht einmal Eier essen, keine Lederschuhe tragen, und ich frage mich immer, ist es für eine Veganerin überhaupt erlaubt, durch Geschlechtsverkehr männliches Eiweiß in sich aufzunehmen, oder greift da auch schon der Tierschutz?«"*
*Wolf Haas: Verteidigung der Missionarstellung. Hamburg: Hoffman und Campe Verlag 2012, S.9/10
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Titel: Verteidigung der Missionarstellung
Autor: Wolf Haas
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 238 Seiten
Danke dass du mir folgst Misty, ja , ich habe bis jetzt auch nicht wirkliche viele deutsche Blogs gefunden auf denen französische Literatur rezensiert wird, da dürfen wir beide uns mal besonders fühlen :D Für mich ist es halt nur problematisch an die Bücher ranzukommen, sie die ganze Zeit im Internet zu bestellen wird auch die Dauer ziemlich kostenspielig. Ich folge dir jetzt auch :)
AntwortenLöschenKaro
Ja, das mit dem Herbekommen ist wirklich nicht ganz leicht. In größeren Thalia-Filien haben sie öfters ein Französisch-Eckt. Ansonsten sammle ich meine Bücher auch von Flohmärkten und Büchertankstellen zusammen, sind halt dann meist keine aktuellen Werke, kann ich aber trotzdem empfehlen :)
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