Samstag, 24. März 2018

Strafe [Rezension]

Lange war ich weg, das darf man mir natürlich gerne vorwerfen, aaaaber nun habe ich für jeden Traurigen die richtige Rezension im Gepäck! Die Bücherfreude kam schneller zu mir zurück als der Frühling und aktuell bin ich zum Glück wieder voller Begeisterung. Bei solch tollen Büchern wie dem vorliegenden ist das auch kein Wunder.



Inhalt:


Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit? Wie wurden wir, wer wir sind? Ferdinand von Schirach verurteilt nie. In ruhiger, distanzierter Gelassenheit und zugleich voller Empathie erzählt er von Einsamkeit und Fremdheit, von dem Streben nach Glück und dem Scheitern. Seine Geschichten sind Erzählungen über uns selbst.

Mistys Meinung:


Ein weiteres, dieser unangenehmen Buchgeständnisse; ich habe zuvor noch nichts von Schirach gelesen, dies war mein erster Titel von ihm. Aber ich möchte sogleich (auch ohne Anwalt) aussagen: Schande über mich und mein Haupt! Was ist mir dadurch nur entgangen.

Schlichtweg formuliert: Ich liebe Schirachs Stil! Zwar haben mir bislang schon einige Kollegen und Kunden von dem nüchternen, direkten Stil voll kurzer berichtartiger Sätze vorgeschwärmt, aber trotzdem musste erst sein neuestes Buch erscheinen, ehe ich mich selbst davon überzeugen wollte. Nun gehöre ich aber auch ganz eindeutig zu seinen Jüngern!

Es ist einfach unsagbar angenehm wenn man nach vielen poetisch vollbepackten Büchern auch wieder etwas völlig schnörkelloses, geradliniges lesen kann. Und gleichzeitig entwickelt der Autor aber gerade dadurch eine ganz eigene, durchaus sehr faszinierende Poetik. Die Kurzgeschichten in Strafe (wie auch schon im Vorgänger Schuld) berühren einen zutiefst, die wenigen präzisen Sätze schaffen es problemlos das Leben und Leiden der Figuren einzufangen und obwohl sie objektiv betrachten entwickelt man als Leser eine starke Empathie für die Protagonisten.

"Ich dachte, ein neues Leben wäre leichter, aber es wurde nie leichter. Es ist ganz gleich, ob wir Apotheker oder Tischler oder Schriftsteller sind. Die Regeln sind immer ein wenig anders, aber die Fremdheit bleibt und die Einsamkeit und alles andere auch."* 

Hinzu kam für mich, dass eigentlich in allen Geschichten durchdringt, dass das Grundthema Strafe kein einfaches Feld ist, ein Schwarz-Weiß Denken hingegen wirklich sträflich. Die Geschichten laden einen dazu ein differenzierter über die Gesellschaft und ihre Mitglieder nachzudenken und besonders dieser Umstand machte sie für mich ausgesprochen wertvoll! Zu leicht ist man verleitet ohne ausreichende Information Urteile über andere zu fällen, ganz gleich in welchem Lebensbereich. Erzählungen die einen gemahnen und ganz ohne Fingerzeig auskommen sind da tatsächlich Gold wert.

Zu guter Letzt überraschen viele der Erzählungen wirklich mit unerwarteten Wendungen, die gerade durch den gelassenen Stil erst so richtig zur Geltung kommen. Perfekte Krönung!

Fazit:


Kurz aber oho! Die Erzählungen von Schirach haben es tatsächlich in sich und ließen mich das Buch praktisch atemlos durchlesen. Geniale distanzierte Erzählweise, die gerade dadurch sehr viel reale Emotionen transportiert. Klare Empfehlung!

*Seite 189
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Titel: Strafe
Autor: Ferdinand von Schirach
Verlag: Luchterhand
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 189 Seiten

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