Montag, 10. Februar 2014

Es wird keine Helden geben [Rezension]

Was war ich eigentlich für ein Bonzenkind, da ich solange ich Bücher noch von meiner Mutter gekauft bekam stets gebundene Exemplare verlangte und die Versionen als Taschenbuch strikt verweigerte? Die Frage musste ich mir ernsthaft stellen, als ich im Geschäft feststellte, dass es momentan nur die gebundene Ausgabe dieses Buches gibt. 15€ für 250 Seiten, da wimmerte mein innerer Sparfuchs gehörig (soviel übrigens zu der Frage: "What does the Fox say?") und leider habe ich keinen Schatz auf dem Friedhof vergraben. Aber gut, einmal darf man sich ein solches Buch schon leisten und somit bekam ich dieses lang erwünschte endlich in meinen Besitz, das ja alle anderen Blogger schon längst gelesen zu haben scheinen. Es eignete sich übrigens ideal um bei der Olympia-Challenge den Punkt "Lies ein Buch, in dem der Protagonist über sich hinaus wächst" zu erfüllen.





Inhalt:


Die 15-jährige Miriam führt ein zufriedenes Leben, voll von oberflächlichen Gedanken und altersgemäßen Wünschen. Als es in ihrer Schule jedoch zu einem Amoklauf kommt zerbricht ihre heile Welt komplett und sie muss sich einer Realität stellen für die ihr Bewusstsein eigentlich noch nicht bereit ist.


Mistys Meinung:


Ja was sind denn das momentan für schockierende und bewegende Jugendbücher, die es auf dem Markt gibt? Zu meiner Zeit, ja ich weiß ich höre mich an wie ein Dinosaurier, erschien irgendwie nur halb-berührendes Geplänkel über Drogen, doch Bücher wie Es wird keine Helden geben oder natürlich auch Der Märchenerzähler schlagen so richtig ein!

Auch dieses Werk konnte mich, ähnlich wie der Märchenerzähler sofort für sich einnehmen, wenn es auch ganz anders funktioniert wie dieses. Der große Schlag im Leben der Protagonistin Miriam vollzieht sich gleich am Anfang und die weitere Handlung beschäftigt sich mit ihrer persönlichen Bewältigung der traumatischen Ereignisse. In Rückblicken lernt der Leser ihr Leben vor dem Amoklauf kennen und beginnt gemeinsam mit der Figur zu verstehen wie es zu einem solchen Ereignis hat kommen können. Ihre widersprüchlichen Gefühle dabei lassen sich sehr gut nachvollziehen, allerdings war ich manchmal von ihrem pupertären Gehabe entnervt, was in meinem Alter mittlerweile einfach etwas schwer nachzuvollziehen ist. Für jüngere Leser jedoch, also zwischen 14 und 18 bietet sie damit vermutlich eine sehr gute Identifikationsfläche.


Ebenfalls etwas störend empfand ich manche Dialoge, da leider auch dieses Buch wie soviele auf meiner Dialog-Empflindlichkeit herumtrampelte. Dies konnte ich jedoch leicht verschmerzen, da ich den restlichen Aufbau für sehr gelungen halte. Die Figuren bleiben zwar etwas allgemein gehalten, doch dies hilft sehr um sich eine solche Situation auch für sein eigenes Umfeld vorstellen zu können bzw. auf eigene Erinnerungen und Verhaltensweisen zu projizieren.


Die Bewältigungsstrategien und auch die alternative Verwaltensweise, die von der Figur selbst vorgeschlagen wird, fand ich sehr interessant und auch authentisch. Einiges davon erinnerte mich an persönliche Krisen und manche Stellen waren auch so traurig, dass es mir fast Tränen in die Augen drückte. Dank der geringen Seitenanzahl auch sehr schnell zu lesen, ohne dass ich das Gefühl gehabt hätte, dass relevante Entwicklungen ausgelassen worden wären.

Fazit:



Sehr gelungener Jugendroman, der sich meiner Meinung nach ideal in das Genre einfügt und sowohl als Abschreckung wie auch als Bewältigungswerk gelesen werden kann. Besonders ideal für Jugendliche ab 14, jedoch auch für Erwachsene noch angenehm lesbar, wenngleich es keine so große Funktion mehr erfüllen kann.


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Titel: Es wird keine Helden geben
Autorin: Anna Seidl

Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 250 Seiten

7 Kommentare:

  1. Hi!
    Dank deines Kommentars bin ich nun auf deinen Blog gestoßen - schön hast du es hier :) Ja, ich habe die sonderbare Buchhandlung schon gelesen. Das heißt ich bin fast fertig. Ich lese immer mehrere Bücher parallel. Wenn mich der Mittelteil eines Romans nicht so recht fesseln kann, muss ich mit was Neuem beginnen, das mir für den Moment mehr Spannung bietet .. dann habe ich auch wieder Muße beim alten Buch einzusteigen .. daher springe ich meist zwischen drei bis vier Büchern.
    Lange Rede, kurzer Sinn: Bisher her hat mir das Buch super gefallen. Das ist bei mir aber auch nicht schwer .. mein Lieblingsbuch ist ebenfalls "Der Schatten des Windes" und generell liebe ich alle Bücher über Bücher. Daher war dies ein Must-Read für mich .. und ich empfehle es auf jeden Fall gerne weiter :) also lies es!
    LG Jimmy

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    1. Super, danke fürs Vorbeischauen :) Dann warte ich mal geduldig das Erscheinungsdatum ab :D

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  2. Hallo Misty,

    nun ich habe "Es wird keine Helden geben" auch schon gelesen und habe nach dieses Werbeaktion schon große Erwartungen gehabt.

    O.K. das Buch ist ganz gut geschrieben, aber ist es das wirklich. Diese Miriam hat auch schon vor dem Amoklauf einige Macken gehabt und diese werden zusätzlich jetzt mit aufgearbeitet..also "fast" wenn es nicht so traurig wäre ein Glücksfall für Miriam. ...oder?

    Die Geschichte beginnt mit der SMS und endet auch mit ihr ..fast als geschlossener Kreislauf. Vielleicht sieht man so Geschichten auch mit anderen Augen, wie man nicht mehr unbedingt zum Lesekreis gehört.

    Nette Geschichte, aber...

    LG..Karin..

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    1. Hallo Karin,

      danke für deinen Kommentar :) Ich mag es wenn Leute sich auch kritisch zu Hype-Büchern äußern. Ich verstehe aber nicht ganz was genau dich an dem Büch stört. Könntest du es vielleicht noch ein wenig mehr beschreiben? :)

      Natürlich geht die Figur verändert aus ihrer Krise hervor und das könnte man auch ein wenig als Glücksfall bezeichnen, da sie anfängt mehr über sich selbst zu reflektieren. Das wird im Buch -mit anderen Worten- ja auch genannt. Ich glaube von ihrer Psychologin, dass einem auch solche Tragödien zu etwas verhelfen können.

      Der Kreislauf, der für soviele Bücher typisch ist (und bei dem ich manchmal das Gefühl habe, dass er den Autoren oder Lektoren einfach lieber ist als ein Ende mit Punkt) hat in diesem Fall für mich eine klare Appell-Funktion. Der Leser, bzw. die Leser die von der Figur immer wieder mit eingezogen werden während der Geschichte sollen ja möglichst auch angeregt werden etwas mehr über die eigenen Stereotypen und Verhaltensweisen nachdenken. Nicht umsonst wird in der genauen Beschreibung wie Miriam schließlich über Mobbing denkt ein "man" genommen. Man geht in die Schule, man sieht Außenseiter etc. Die Figur führt den Leser durch ihre Erkenntnisse und mit diesem Kreislauf zum Schluss entlässt sie ihn irgendwo wieder ins eigene Leben, wo sich auch plötzlich alles ändern könnte. Wird _man_ nun so leben wie bisher oder vielleicht umdenken?

      Das wäre zumindest eine Auslegungsweise des Kreislaufs, den ich für gelungen halte :)

      Ich gehöre auch nicht mehr unbedingt in diesen Lesekreis, aber gerade für Schüler würde ich dieses Buch sofort empfehlen.

      Liebe Grüße, hoffe du magst noch einmal antworten
      Misty

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  3. Hallo Misty ,

    Klar mag ich! (War vor einiger Zeit Thema : Reclambücher schon mal auf Deinen Blog, vielleicht erinnerst Du Dich dran?)

    Hm, wie drückt man es aus?

    O.K. die ganze Situation ist schwer für Miriam. Aber mir ist diese ganze Aufarbeitungssache zu einfach/einfach.

    Plötzlich durch den Amoklauf, hat sie wieder ein besseres/gutes Verhältnis mit ihrer Mutter und auch freundmäßig geht es wieder aufwärts. Dabei rückt der Amoklauf für meine Begriffe einfach z.T. zu sehr in den Hintergrund , weil das Mädchen eigentlich genug "eigene/hausgemachte Probleme " da. Und diese auch noch lösen muss.

    An manchen Stellen einfach etwas oberflächlich, nur so gekratzt, finde ich halt persönlich.

    Wie eine Liste/Thema zum Abarbeiten..wie gesagt nette, gute Geschichte, aber...

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    1. Achso verstehe. Ja, damit hast du recht, etwas an der Oberfläche bleibt das ganze schon und geht auch etwas auf Happy-End zu. Aber immerhin beschreibt sie auch selbst, dass es nicht perfekt ist -weder mit ihrer Mutter noch mit ihrem Freund. Aber dass sie jetzt zB ihre Mutter versteht, die sich auch für ein Kind nicht aufgeben wollte.

      Insofern sehe ich diese "Abarbeitung" dem Buch schon etwas nach, da es ja trotzdem zeigen möchte, dass man auch nach Krisen wieder etwas Schönes findet, bzw etwas das man vorher gar nicht sehen wollte/konnte.

      Dadurch kommt auch vl der Amoklauf etwas zu kurz, aber aus den Rückblenden und ihren Ängsten und Freuden erkennt man vl auch wie schlimm alles im Vergleich dazu für Matias gewesen sein muss, oder? Und ob solche Extremsituationen und Reaktionen nicht hätten verhindert werden können wenn sich die Gesellschaft utopisch gesehen von vornherein anders verhält, sprich dass es sich dabei nicht rein um einen "Psycho" handelt sondern einen extrem unglücklichen Menschen, den die Abgrenzung zur Verzweiflung treibt. Somit geht es halt etwas mehr um das was einen Amoklauf auslöst als um diesen selbst.

      Ich finde diesen Ansatz soweit sehr gut und bin sehr froh, dass nicht etwa erwähnt wurde dieser Junge hätte halt zuviele Computerspiele gespielt (dann hätte ich vermutlich einen grantigen Leserbrief an die Autorin geschrieben).

      Aber danke für die Antwort, ich verstehe deine Kritik jetzt auf jeden Fall :)

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  4. Hallo Misty,

    besonders bei Matias bleibt die Autorin sehr an der Oberfläche kleben und stellt mir persönlich Miriam zu sehr in den Vordergrund...

    Bei Miriam bekommen wir die volle Familien und Lebensgeschichte präsentiert und bei Matias erfahren wir nichts..was ich schon im Nachhinein schade finde einfach..da hätte ich mir einfach mehr Infos gewünscht. 250 Seiten für ein Buch ist jetzt auch nicht wirklich viel..ja hätten es gerne noch ein paar Seiten mehr sein dürfen.

    Aber gut für dieses Thema und die mögliche Leserschaft passt es dann wieder schon.

    Vielleicht will man ab einem bestimmten Alter vieles auch gerne von verschiedenen Seiten lesen/sehen und nicht von einer Seite..

    LG..Karin..

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