Freitag, 29. Juni 2012

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand [Rezension]

Projekt SUB-Abbau geht flott voran und dafür beschloss ich nun ein Buch aus dem Regal zu pflücken, von dem ich annehmen konnte, dass es sich als etwas tiefschürfender als sein Vorgänger erweisen würde. Diese Annahme erwies sich als absolut korrekt.




















Handlung:


Allan Karlsson wird 100 Jahre alt und dieser Geburtstag soll gebührlich gefeiert werden: sogar der Stadtrad und die Lokalpresse wollen dabei anwesend sein. Doch eine wichtige Person taucht an diesem Ehrentag dann schließlich nicht auf. Allan selbst. Er stiehlt sich aus dem Fenster seines Altersheims und taucht ohne bestimmtes Ziel unter. Dabei kommt er quasi zufällig an den Geldkoffer eines Verbrechers und in der Gesellschaft eines Meisterdiebes, eines Imbissbudenbesitzers deren Verlobten und ihren Haustieren wird er bald wegen 3-Fachmordes von der Polizei gesucht und noch viel dringender von der kriminellen Organisation, der er den Koffer entwendet hat.

Abgesehen von diesem Abenteuer erzählt das Buch zwischendurch auch noch episodenweise aus dem langen Leben von Allan. In diesem zeigt sich sehr schnell wie es ihm mit nur dreijähriger Grundschulausbildung trotzdem gelingt erfolgreich Bekanntschaften in der Weltgeschichte zu schließen. Dabei trifft er keine Geringeren als General Franko, Genosse Stalin, Präsident Truman, Mao Tse-tung und weitere ähnlich berühmte Persönlichkeiten und beinflusst diese auch noch erheblich.

Mistys Meinung:


Gleich zu Beginn des Buches bekam ich von diesem die Schelmenbrille aufgesetzt und es dauerte ein paar Seiten ehe ich mich daran gewöhnt hatte, wirkt diese doch auf den ersten Leseblick etwas weltfremd und fast schon kühl. Dann aber drang bereits gerade dank des besonderen Tons der Humor durch und brachte mich ordentlich zum Lachen. Spätestens nach dem ersten geschichtlichen Rückblick auf den Protagonisten hätte ich es keineswegs wieder aus der Hand gelegt.

Der Autor beweist gerade bei diesen Episoden erstaunlichen Einfallsreichtum wenn es darum geht Personen, Orte und Geschehnisse zu verknüpfen, die eigentlich wenig mit einander zu tun haben (sollten). Als knallroten Faden verwendet er dafür seine Hauptfigur Allan und verpasst der Politikgeschichte ein ganz neues, sehr humorvolles Hemdchen.

Ein selten geniales Leseamusement und erinnert mich dabei stark an das Buch "Engelszungen", aber wie auch bei diesem ist anzumerken, dass es gewiss nicht Jedenlesers Sache ist und einem ohne Geschichts und Politikwissen einiges an Witz entgeht.

Leseprobe:


">>Ich werde den Kapitalismus zerschmettern! Hören Sie? Ich werde jeden einzelnen Kapitalisten zerschmettern! Und mit Ihnen werde ich gleich anfangen, Sie elender Hund, wenn Sie uns mit der Bombe nicht helfen!<<
Allan stellte fest, dass er innerhalb von einer Minute sowohl als Ratte als auch als Hund tituliert worden war. Und dass Stalin wohl nicht alle Tassen im Schrank hatte, denn jetzt hatte er offenbar doch noch vor, Allans Dienste in Anspruch zu nehmen.
Doch der hatte keine Lust, sich weitere Unverschämtheiten an den Kopf werfen zu lassen. Er war nach Moskau gekommen, um den Leuten zu helfen, nicht um sich anschreien zu lassen. Sollte Stalin doch zusehen, wie er alleine zurecht kam.
>>Ich hab mir da gerade was überlegt<<, verkündete Allan.
>>Was?<< fuhr Stalin ihn an.
>> Wie wär's wenn Sie sich mal diesen Schnurrbart abrasieren?<<
Damit war das Abendessen beendet, denn der Dolmetscher wurde ohnmächtig."*

* Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. München: carl's books 2009, S.246
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Titel: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Autor: Jonas Jonasson
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 413 Seiten

1 Kommentar:

  1. Hallo!
    bei mir ist es jetzt ca. ein Jahr her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Es war das erste Buch, das ich nach meinen Abschlussprüfungen gelesen habe, schon allein deshalb wird es mir wohl recht lange in Erinnerung bleiben.
    Mir fehlt es leider etwas an Geschichts- und Politikwissen, dennoch fand ich den Roman urkomisch und absolut fesselnd!
    Liebe Grüße, Swantje

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